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1. (1. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
genauen Aufnahme des Mondes und seit seiner unausgesetzten Beobachtung noch zu kurz, um irgend welche sicheren Schlüsse zu ziehen. Gegenwärtig erscheint die Bewolmtheit des Mondes durch den Mangel einer Atmosphäre und durch die enormen Teperaturschwankungen im vierzehntägigen Wechsel von Tag und Nacht ausgeschlossen. Die vergleicheisweise Nähe des Mondes erlaubt uns, manche interessanten Details seiner Oberfläche zu sehen; doch scheint die Möglichkeit einer Verschärfung unseres Sehens durch weitere Verbesserung der Fehrnrohre eng begrenzt. Bauten von der Grösse der Pyramiden würden wir deutlich unterscheiden können. Bisher ist aber derartiges, was auf frühere Bewolmtheit des Mondes von intelligenten Wesen schliessen liesse, noch nicht gefunden worden. Indessen scheint die Möglichkeit archäologischer Funde auf dem Monde nicht absolut ausgeschlossen. Kaiser Wilhelm I. erfasste bei einem Besuch der Sternwarte die Idee, dass es gelingen könne, Spuren von früheren Bewohnern des Mondes zu entdecken, mit lebhaftem Interesse und machte auf gewisse Partien der Mondkarte aufmerksam, die Fortifikationen ähnlich sehen. Wasser ist möglicherweise noch in fester Gestalt auf dem Monde vorhanden, wie durch Beobachtung einiger in reinem Weiss glänzender Flächen fraglich geworden ist, die man für Eis zu halten geneigt ist. Von der Rotunde aus wurde das an der Westseite gelegene „Meridianzimmer“ betreten, welches ein einziges grosses Fernrohr, das Meridian-Instrument, beherbergt. Letzteres hat mit der grössten Sorgfalt eine solche Aufstellung empfangen, dass es um eine horizontale, westöstlich gerichtete und auf zwei mächtigen, massiven Pfeilern ruhende Achse nur in der Ebene des Mei'idians bewegt werden kann. Um die Genauigkeit der Beobachtungen zu sichern, sind die Pfeiler, unabhängig von dem Gebäude, tief fundamentiert und im Raum selbst mehrfach mit Filz imd Blech umkleidet. Doppel wände von Wellblech mit Isolationsschichten zwischen den Wänden umsch Hessen den Raum an Stelle früherer massiver Wände, bei deren Vorhandensein es niemals möglich war, die Temperatur im Beobachtungsraume genau der Aussentemperatur gleich zu erhalten. Das ist jetzt möglich und damit ist erreicht, dass es keine aus dem Beobachtungsraum aufsteigende und keine von Aussen eindringende wärmere Luft mehr giebt, deren zitternde Bewegung früher stärkeres Flimmern der zu beobachtenden Sterne und Ungenauigkeit der Beobachtung zur Folge hatte. Über den Beobachtungsdienst an diesem Instrumente gab Geh. R. F. anschauliche Erläuterungen. Die Beobachtungen am Meridian-Instrument sind die unerlässigsten jeder Sternwarte; nur durch sie sind Bewegungen am Himmel zu kontrollieren. In der Bild- oder Brennebene des Fernrohrs sind äusserst feine Spinnwebefäden, herrührend aus dem Gespinst- Cocon einer Weingarten-Spinne, ausgespannt, deren mittelster den Meridian markiert. Die Beobachtung geschieht nun in der Weise, dass