3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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Vorgänge, Credner legt den Nachdruck darauf, dass die Eiszeiten sich periodisch nicht bloss im Quartär, sondern auch in den älteren Abschnitten unserer Erdgeschichte wiederholt haben mögen. Im allgemeinen macht die wissenschaftliche Behandlung des Eiszeitproblems trotz der Vorstösse gegen die mehrfachen Vergletscherungen bezw. dazwischenliegenden gänzlichen Befreiungen vom Eise (Zwischeneiszeiten) den Eindruck, dass die namentlich von Felix Wahnschaffe verfochtene mehrfache Wiederholung der Eiszeiten innerhalb des Quartärs zur Zeit noch die meisten Anhänger zählt.
Unter die letsteren platzt nun, einer Bombe gleich, die mit einem überaus reichen und kritisch gesonderten Beweismaterial ausgerüstete Abhandlung des Herrn Universitätsprofessors Geinitz in Rostock, der seine Schlussfolgerungen in zwei Hauptsätzen zusammenfasst.
]. „Trägt man allen Tatsachen und besonders auch den stratigraphischen und geographischen, sowie faunistischen und floristischen Verhältnissen Rechnung, so wird man zu dem Schlüsse gedrängt, dass auch für das südliche Gebiet der nordeuropäisclien Vereisung das ganze Diluvium (Quartär) als eine einheitliche, nur von Oscillationen unterbrochene Folge zu betrachten ist, mit anderen Worten, dass man annehmen muss, cs hat nur eine Eiszeit existiert, statt der drei (oder vier) Eiszeiten mit ihren dazwischenliegenden warmen Interglazialzeiten langer Dauer, dass also die wirklich intramoränen Profile nur auf grössere Oscillationen des Eisrandes, nicht auf völlig eisfreie Zeiten zurückzuführen sind.
Für die Begründung der Annahme mehrerer durch Interglazialzeiten getrennten Glazialepochen bleibt schliesslich nur noch das Festhalten an den astronomischen Erscheinungen übrig, welche man zur Erklärung der Eiszeit (Eiszeiten) herangezogen hatte und denen zur Liebe man die Anzahl der Eiszeiten eventuell noch vergrössern möchte. (S. 3.)
2. Eine wichtige Rolle spielten vor, während und nach der Eiszeit die Niveauschwankungen und Dislokationen.
Hierbei kommen einmal die Aufwölbung der skandinavischen archäischen Platte, sowie Schollenbrüche u. dergl. in Deutschland und sodann auch der Eisdruck als wesentliche Faktoren in Frage.
Holst hat kürzlich auf die letzteren Verhältnisse Nachdruck gelegt, indem er folgendes zur Erwägung stellt: Die präglaziale Erhebung Skandinaviens ist unzweifelhaft. Skandinavien muss zu Beginn der Eiszeit ganz erheblich (bis zu 2000 m) höher gelegen haben, als gegenwärtig und das ist nach Holst auch die einzige Ursache der Eiszeit überhaupt. (S. 4).
Es folgt dann eine Erörterung der sog. 1. und 3. Eiszeit und die Aufzählung der wichtigsten fossilführenden Diluviallageerungen Norddeutschlands und Dänemarks in folgender Reihenfolge (S. 1 ( J—97):
1. Limnische Ablagerungen, a) Präglazial.
Flussablagerungen.
ß. Ausfüllung von Seeniederungen (Süsswasserkalke, Diatomeenerde).