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3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
ritt, in welcher die preussische Reiterei nicht gerade glänzend abschnitt, vielmehr von Neipperg geworfen wurde, worauf glücklicher Weise das besser gedrillte Fussvolk den Sieg für Preussens Fahnen entschied.
XXVI. Eine Goethe-Handschrift wurde hiernächst vorgelegt von ihrem Besitzer. Unser Mitglied Herrn Wilibald von Schulenburg legt eine in seinem Besitz befindliche, bisher noch nicht bekannt gewordene Handschrift Göthes vor. Dieser kleine Brief war seiner Zeit gerichtet worden an die Geheim rätin von Voigt, Witwe des Staatsministers von Voigt, geborene Hufeland, Schwester des berühmten Leibarztes Hufeland. Der Inhalt lautet: „Krauts? (Brants?) u Sachse werden mündlich gar bald zu vereinigen seyn. Da byde in demselben Hause bleiben u. sich aus arrangiren sollen; so hat es mit der Sache keine Eile. Eigentlich hätten sie es klüglich unter sich abge( . . .?) (abgetan?) G.“
XXVII. Herr Robert Mielke. Seit Januar dieses Jahres erscheint in München die Zeitschrift „Volkskunst und Volkskunde“, die ich an dieser Stelle vorlegen darf. Sie ist das Organ des gleichnamigen Vereins, welcher — als erster seiner Art — bestrebt ist, die wissenschaftliche Ergebnisse der Volkskunde praktisch für die Gegenwart auszunutzen und damit einen Weg zu beschreiten, der auch für unsere Gesellschaft beachtenswert erscheint. Unsere Brandenburgia ist eine der ältesten Gesellschaften, die alle wissenschaftlichen Interessen eines engeren landschaftlichen Gebietes zu pflegen sucht, die mit andren Worten Heimatkunde zu ihrem Arbeitsfeld macht. Als sie gegründet wurde, war die aus geographischen, geschichtlichen und volkskundlichen Einzelbestrebungen hervorgewachsene Bewegung erst wenige Jahre alt, die heute in ganz Deutschland und darüber hinaus Vereinigungen und Sammlungen für Kenntnis heimatlicher Verhältnisse geschaffen hat. Sie wurde dabei unterstützt von einem Bestreben zur Erhaltung der Volkskunst, das ebenfalls schon zur Gründung engerer landschaftlicher Vereinigungen geführt hat. Der Verein „Volkskunst und Volkskunde“ in München hat in der Erkenntnis, dass beide eng mit einander in Verbindung stehen, auch dieses in seinem Namen und in seinem Arbeitsplan auszudrücken gesucht und — wenn man die angesehenen Namen in der Mitgliederliste liest und die Tatsache, dass er in dreiviertel Jahr über tausend Mitglieder zu vereinigen wusste, in Betracht zieht — bewiesen, dass er damit einen in der Zeit liegenden Gedanken richtig verstanden hat.
Von dem bisher erschienenen fünf Nummern, die vielleicht in der Benutzung des Raumes etwas verschwenderisch benutzt sind, möchte ich nur die Beiti'äge über das Volkskalendarium, die Gebäckformen, und die Landkirchen und das Bauernhaus hervorheben, welche letztere beide ja auch in unsren Veröffentlichungen Platz und Beachtung gefunden haben. Die letzterschienene Nummer enthält einen Aufsatz über einen eigenartigen Wallfahrtsbrauch im südlichen Schwarzwald der bisher