9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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später in Angriff nehmen wollte — da kam der Tod und nahm ihm die Feder aus der Hand.
Was er an Arbeit geleistet hat, wird sein Andenken bei den märkischen Forschern dauernd erhalten, was er erstrebte, wird von anderen vielleicht vollendet werden; aber was er als Mensch gewesen, wird nur denen unvergessen bleiben, die den Vorzug seines persönlichen Verkehres genossen. Die Brandenburgia, welche ihn zu ihren tätigsten Mitgliedern zählte, wird seiner dauernd gedenken; ihr hat er in der Arbeit an der Landeskunde ein Vermächtnis hinterlassen, das für Friedrich Wagner ein Denkmal werden kann.
Friedrich Wagner war am 4. Juli 1845 zu Reichenbach in Schlesien geboren. Nacli Besuch des Magdaleneums zu Breslau und des Gymnasiums zu Schweidnitz widmete er sich in Breslau und Berlin philologischen, geographischen und besonders historischen Studien. Für die Bearbeitung der von der philosophischen Fakultät zu Berlin gestellten Preisaufgabe „Die Wahl Konrads II“ erhielt er den Preis und trat dadurch auch mit Leopold von Ranke, der ihn zu seinen schriftstellerischen Arbeiten heranzog, in Beziehungen, an die er stets mit Wärme dachte. Seine ausgesprochene Neigung zum Lehrerberuf veranlasste ihn, die ihm angebotene und in Koblenz und Berlin begonnene Tätigkeit an den königlichen Archiven wieder aufzugeben, um an dem damals von Ranke geleiteten Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu wirken, nachdem er 1869 die Prüfung pro facultate docendi bestanden hatte und in Göttingen zum Dr. phil. promoviert worden war.
Von 1871 bis zu seinem Tode hat er an derselben Stelle gewirkt und besonders geschichtlichen Unterricht erteilt. Über 30 Jahre hat er auch den Turnunterricht, für den er eine grosse Vorliebe besass, geleitet und für die Pflege der Leibesübungen an unseren Schulen hervorragend gewirkt. In seiner ausseramtlichen Tätigkeit blieb Friedrich Wagner seinen geschichtlichen Studien treu. Ihn zogen besonders der „schwäbische Bund und seine Beziehungen zu den fränkischen Hohenzollern“ an, von dem er ganz natürlich auch zu den ersten Hohenzollern kam. Als er vor 3 Jahren die Jugendgeschichte des Kurfürsten Johann für ein Schulprogramm bearbeitete, wollte er zu einer Erziehungsgeschichte der Hohenzollern fortschreiten. Das gewaltige Material, das j Wagner zu diesem Zwecke gesammelt und auch teilweise schon bearbeitet hatte, ist zu einer Schlussbearbeitung nicht mehr gelangt. Der Tod hat es
verhindert.