Heft 
(1903) 12
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9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Stille, die er liebte, gefördert, hat selbst persönliche Opfer nicht ge­scheut, wenn es ihm notwendig erschien.

Nur wenige Jahre hat er der Brandenburgs angehört; bevor er in­dessen mit ihr in ein persönliches Verhältnis trat, hat er durch Vermittlung des Schreibers an all ihren Arbeiten Anteil genommen, als er sich aber zum Beitritt entschlossen hatte, war sein Interesse ganz unseren Arbeiten zugewandt. Sein Wirken war nicht vorübergehend. Zwei grosse Vor­träge, das Turnier zu Ruppin und sein einleitender Vortrag über die Schaffung einer Brandenburgischen Landeskunde hat er in der ihm eignen rednerischen Vollendung den Mitgliedern geboten. Der Gedanke an die Landeskunde hat ihn dauernd beschäftigt. Für die Arbeit an diesem Werk, das er für durchaus notwendig hielt, hat er stets Zeit gefunden. Nur die wenigen, die im Arbeitsausschuss für dieses Werk Zusammenwirken konnten, wissen, wie sehr er die Tat ersehnte, von der er nur das Programm hatte erstehen sehen; wenige wissen aber, dass er allein der geistige Urheber des geplanten Werkes war. Bevor noch im Sommer 1901 die erste vorbereitende Besprechung in seinem gast­lichen Hause stattfand, hatte er mit dem Verfasser oftmals den Umfang und die Grenzen einer solchen Arbeit besprochen; er hatte auch einen ersten Entwurf für die Landeskunde aufgestellt; sein llat hatte dem Verfasser der Denkschrift stets zur Seite gestanden, als der Plan ge­legentlich unseres zehnjährigen Stiftungsfestes feste Formen angenommen hatte. Obgleich Friedrich Wagner nicht die Absicht hatte, sich schrift­stellerisch an dem Werke zu beteiligen, so hat er an den bisherigen Arbeiten doch den hervorragendsten Anteil. Zu der letzten Sitzung des Arbeitsausschusses, für deren Zustandekommen er noch wirkte, konnte er nicht mehr erscheinen; er weilte im Süden, um dort ohne Kenntnis von der verhängnisvollen Natur seines Leidens Stärkung für weitere wissenschaftliche Tätigkeit zu gewinnen. Er kam zurück als ein schwer­kranker Mann.

Als man ihn hinaustrug zur letzten Ruhe, die so unmittelbar bei der Stätte seines liebgewordenen Wirkungskreises lag, da zeugte die ge­waltige Zahl der Teilnehmer davon, dass er so vielen Freund und Be­rater war; aber wohl die wenigsten hatten Kenntnis von dem reichen Wirken des Mannes, den sie dort hinabsenkten in die kühle Gruft. Ein Fremdling zog er einst in die Mark, als einer der besten Kenner mär­kischer Geschichte fand er hier die letzte Ruhestätte. Ausgang des letzten Winters noch besuchte Wagner das königliche Schloss, um eine Arbeit über die Erasmuskapelle zu vollenden; da wehte ihn noch einmal der ganze Reiz geschichtlichen Forschens an, das mit Rätseln und Fragen immer wieder um ihn, den Mann der exakten Forschung einstürmte. Andere Aufgaben tauchten vor seinem Blicke auf, die er