9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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unser Monatsblatt in dankenswerter Weise verfasst hat. Ich gestatte mir den Wortlaut gleich an dieser Stelle einzuschalten.
Dem Andenken Friedrich Wagners.
Von Robert Mielke.
„Am 11. Juni 1903 starb Professor Dr. Friedrich Wagner im 57. Lebensjahr. Eine tückische Krankheit hatte den kräftigen, sich im besten Lebensalter befindenden Mann, der seit seiner Jugend ein begeisterter Freund aller Leibesübungen, der in unserer Erinnerung das Bild blühendster Gesundheit war, befallen und nach kurzem Kampfe dahingestreckt.' Noch wenige Wochen vor seinem Tode hatte er mit unermüdlichem Eifer an den Bestrebungen teilgenommen, die zum Arbeitsgebiet der Brandenburgia gehören; wenige Tage noch vor seinem Dahingang sprach er mit dem Verfasser über die wissenschaftlichen Pläne, die ihn und uns beschäftigten; dann schloss der Tod ein Leben ab, das reich war an Arbeit und Erfolgen, das ihm die Achtung seiner Kollegen, die Liebe seiner Schüler, die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Forschungsgenossen erwarb. Nach manchen Studien, die er in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte, trat er erst spät in unsere Gesellschaft ein, um sich mit ,Voller Hingabe an ihren Arbeiten zu beteiligen. In der Brandenburgia hatte er ein neues weites Gebiet seiner Forschung gefunden: die Landeskunde, der seine von wissenschaftlicher Gründlichkeit und vaterländischer Begeisterung getragenen weiteren Arbeiten dienen sollten. Oftmals, wenn er — der an Jahren ältere — mit dem Verfasser durch den Tiergarten ging, erzählte er von den mannigfaltigen märkischen Forschungen, die ihn beschäftigten, von denen er nur wenige hatte reifen sehen und nun — da er rings um sich auf seinem Arbeitsfelde ein rüstiges Vorwärtsstreben sah — rief der Tod ihn ab. Grosse wissenschaftliche Arbeiten, für die er mit Bienen- tleiss seit Jahren Material sammelte, fanden damit einen plötzlichen Abschluss. Noch kurz vor seinem Tode hatte er die für ihn schmerzliche Wahrnehmung machen müssen, dass eine Arbeit erschienen war, mit der er sich lange Zeit getragen hatte; aber aus dieser Enttäuschung heraus konnte er die Anerkennung über die gute Arbeit selbst nicht zurückhalten.
Das war bezeichnend für ihn, der in seinem schlichten Sinne nie an sich, sondern nur an die Arbeit dachte. Äusserliche Ehren hat er nie erstrebt; was ihm geworden war, nahm er dankbar an; was ihm seine Verdienste hätten bieten müssen und nicht gaben, konnte ihm den Mut nicht trüben. Wagner war in jeder Art ein ganzer deutscher Mann» ernst, pflicht- und zielbewusst und doch dem sonnigen Humor nicht abgeneigt. Wo er hat helfen können, tat er es ohne Sorge, ob es ihm gedankt werden würde oder nicht. So hat er manchen Schüler in den