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9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Mauerwerk der Marienkirche mit höchst scharf und charakteristisch ausgeprägten Rundnäpfchen und Längsrillen, Zeugen des Volks- und Aberglaubens in katholischer Zeit zu Gransee.
c) von derselben Pflegschaftsfahrt eine Ansicht des germanischen Brandgräberfeldes bei Schönermark unweit Gransee.
Allen drei Herren sei auch seitens der Brandenburgs für ihren heimatkundlichen Eifer herzlich gedankt,
XLII. Hr. Kustos Buchholz über: Fesselungs-Geräte im Märk. Museum.
Die Abteilung für Strafrechtpflege in den Sammlungen des Märk. Museums umfasst nach den besonderen Anwendungszwecken 4 Gruppen von Geräten:
1. Zur Vollstreckung von Todesurteilen (Hinrichtungen).
2. Zur Vollstreckung sonstiger Leibesstrafen.
3. Zur Erzwingung von Geständnissen (Foltern).
4. Zur Fesselung Gefangener.
Die ganze Abteilung werden Sie wohl schon im Märk. Museum gesehen haben. Zur Vorlage und Besprechung bringe ich aber einige Exemplare der 4. Gruppe, der Fesseln, weil eins der merkwürdigsten und grausamsten Stücke derselben, das wir bisher nur zur zeitweisen Aufstellung besassen, jetzt wieder zurückgeschickt werden muss.
Das Hauptwort „die Fessel“ und das Zeitwort „fesseln“ kommt während des Mittelalters in der heutigen Bedeutung nicht vor. Man nannte allerdings die Handhabe der Schilde „Schildvezzel“ und das Wehrgehäng „Schwertvezzel“, das Wort hatte damals also die Bedeutung des Halters oder Trägers. Die Ausdehnung des Wortes auf die Bedeutung des Anschliessens von Gefangenen scheint, wie auch Hr. Prof. Dr. Pniower als Germanist bestätigt, erst in der hochdeutschen Sprache des 16. Jahrhunderts vor sich gegangen zu sein und zwar — wenigstens in unserer Mark Brandenburg — gegen Ende desselben.
Den wichtigsten Belag dafür geben die „Akten des Brandenburger Schöppenstuhls“, die von 1432 an erhalten sind und in denen das Wort nicht vorkommt. Dort wird selbst im Jahre 1576 dafür noch der Ausdruck „Heide“ (von halten) gebraucht. Die Brüder Jobst und Jürgen v. Bismarck sagen nämlich in einem Bericht an den Schöppenstuhl, dass sie einen Gefangenen, der krankheitshalber nicht im Gefängnis gehalten werden konnte, „in eine Stube setzen, daselbst in Helden scliliessen und darneben mit einer Kette an einer Säule anschlagen lassen“.
In der märkischen Litteratur kommt das Wort Fessel in unserem Sinn erst in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts vor, obgleich es schon Luther in seiner Bibelübersetzung vielfach anwendet.