Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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Scrobicularia-Periade (von anderen als Litorina-Periode bezeichnet, Zeit der Senkung unserer Küsten und Herstellung der Verbindung mit der Nordsee) ausgeführt habe, verweise ich auf die Ihnen hiermit vorgelegte, mir vor einigen Tagen gütigst zugesendete Schrift des Herrn A. Rn tot, Konservators am Kgl. Naturgeschichtlichen Museum zu Brüssel, welche betitelt ist:letat actuel de la Question de lAnthjuite de lHomme, eine ausserordentlich wertvolle Abhandlung im Bulletin der belgischen geologischen Gesellschaft, Sitzung vom 28. Juli 1903, ferner auf die in der Zeitschrift für Ethnologie 35. Jahrgang enthaltenen Mitteilung des Herrn Professor Dr. Otto Jaekel über die durch ilm beobachteten Feuerstein-Eolithe von Freyenstein in der Mark (Ost-Prignitz), Sitzung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft vom 17. d. Mts. Das betreffende Heft Nr. 5 enthält ausserdem uns ebenfalls in diesem Spezialfalle angehende steinzeitliche Forschungen in Oberägypten (S. 798 bis 822 von Professor Dr. Georg Schweinfurth, der namentlich die Palaeoiithe der Umgegend von Theben in Ägypten gründlich durchforscht hat, und von Professor Eugen Bracht, einem ebenso vorzüglichen Maler wie Steinzeitkenner, einenBericht über eine Reise nach den Fundstellen der Eolithen in Westflandern vom 29. Mai bis 9. Juni 1903 eine Mitteilung (S. 823830), welche hoffentlich das anfangs begreifliche Misstrauen gegen die Zurichtung der Eolithe durch die Hand des Urmenschen im Tertiär und ältesten Diluvium beseitigen hilft.

Ich habe die fraglichen Eolithe aus der Prignitz, die zuerst Herr Hauptlehrer Rietz in Freyenstein gesammelt, in der Hand gehabt und kann nur bestätigen, dass die meisten dieser Feuersteine vom Urmenschen benutzt worden sind und durch ihn die charakteristische Abnutzung erhalten haben. Nachträglich sind sie in der Sanddrift des Diluviums etwas berieben und dadurch, vergl. meine Ausführung im Protokoll vom 23. v. M., etwas deformiert worden. Dass Laien diese Bearbeitung anfänglich nicht zu erkennen vermögen, ist nur begreiflich, selbst gute Kenner der Neolithik müssen sich mühsam anstrengen um für diese ihnen bislang unbekannte Technik erst ihr Auge zu schärfen und richtig einzustellen, und ich glaube gern, dass manche dies niemals lernen und deshalb weder die deformierten Palaeoiithe noch viel weniger aber die Eolithe erkennen und verstehen werden. Ähnliches findet auf allen Gebieten der Naturkunde und der Technik statt. Manchen kann man hundertmal den Unterschied gewisser Species von Raupen oder Spinnen demonstrieren, sie vermögen dieselben niemals richtig aufzufassen. Unter den Landschnecken finden sich innerhalb des verzwickten Genus der Clausilien nahe verwandte Arten, die gleichwohl der Kenner mit einigem Nachdenken zu sondern vermag, andere Leute,