11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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wobei wir es als besonders wesentlich fiir den vorliegenden Zweck nicht erachten können, ob die Zwischeneiszeiten als ein vollständiges Zurückweichen der Gletscher überall oder nur als ein teilweises, an verschiedenen Örtlichkeiten verschiedenes Zurückweichen des Eises (Os- cillationen der Eiszeit nach der von mir am 29. April d. J. [S. 152 flg.] Ihnen vorgetragenen Theorie des Professor Geinitz-Rostock) aufgefasst werden. Das premiöre Glaciaire teilt Rutot in 2 aufeinander folgende Abschnitte a) Progression des glaces mit der Industrie de Reutel (reutelienne) und b) Recul des glaces mit der Industrie reutelo-mesvinienne und Industrie mesvinienne für sich.
Bei Reutel, Zubehör des Dorfes Becelaere (Ost-Ypern) hat Rutot eine sehr reiche eolithische Industrie zwischen 25 und 65 m über den jetzigen Gewässern des Tals gefunden an der Basis der Ablagerungen der mittleren quaternären Terrasse und darnach den Namen Reutel- Industrie gebildet. An der Basis dieser Schicht (basse terrasse) nur einige Meter über den Gewässern sind ebenfalls noch ganz eolithische Spuren. Rutot nennt diese Kultur Industrie reutelo-mesvinienne. Die Silex von Mesvin, zum Teil völlig eolithisclier Technik, sind seit dem Eisenbahnbau von 1868 entdeckt und lange missachtet worden, weil man die eolithisehen Stücke neben den dort zuerst auftretenden palaeo- lithischen Stücken übersah.
Hier setzt also zuerst eine neue wichtige Kulturepoche des Vormen sehen, die Palaeolithik, ein.
Es folgt dann die Industrie (Kultur) von Strepy mit dem Auftreten des Mammuts und den bekannten mandelförmigen Äxten vom Chelles- (Saint-Acheul-) Typus. Auch hier i§t noch ein Gemisch und ein Übergang von der Eolithik zur Palaeolithik erkennbar.
Dann aber — in den jüngeren Diluvial-Schichten — ist die Eolithik für immer erloschen.
Auf diese nunmehr folgende rein palaeolithischen (altsteinzeitlichen) Schichtenfolgen (Übergang vom Mesvinien zum Chelleen, die Chelleen- Industrie, die Industrie von St. Acheul, die Mousterien-Industrie, die „Industrie eburneenne“und die den Schluss des Quaternär bezw. der palaeolithischen Kultur bildende „Industrie tarandienne“) will ich [absichtlich heut nicht weiter eingehen, weil ich augenblicklich nur die Eolithik bespreche; ich verweise im übrigen wegen der Zeitfolge auf die nachfolgende von mir aus Rutot S. 437 übersetzte, in unwesentlichen Punkten abgeänderte und ergänzte Tabelle, in der ich für „Industrie“ allemal „Kultur“ setze, weil für uns Deutsche das Wort „Industrie“ den hier nicht passenden Beigeschmack der Gewerbsmässigkeit besitzt. Ich trenne auch den Ur-Mensehen vom V or-Mensehen, indem ich den eolithischen Menschen als Ur-Menschen, den vorgeschichtlichen Menschen (palaeo-