Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

caracterisees. Das ist nämlich das Besondere und Ureigentümliche dieser Kultur des Urmenschen dass er in die Faust passende Feuersteine genommen und damit losgewirtschaftet hat für den augenblicklich vorliegenden Zweck; lediglich hierdurch sind Absplitterungen und Abreibungen (re- touches dutilisation) entstanden. In einigen Fällen, wo ihn Ecken und Auswüchse des Silex in der bequemen Handhabung hinderten, hat er diese abgeschlagen (retouches daccomodation). Diese zwei Merkmale umschreiben und beschreiben das eigentliche Wesen der eolithischen Werkzeuge. Dagegen hat der palaeolithische Mensch sich bereits Werkzeuge durch Zuschlägen förmlich vorbereitet (retouches dapplication oder dadaptation), bevor er zu deren Nutzanwendung schritt. Das ist ein gewaltiger Kulturfortschritt, sodass von den ältesten diluvialen Palaeolithen bis zu dem von den ersten iniocänen Eolithen hunderttausend und mehr Jahre vielleicht liegen mögen.

Folgt zeitlich der Pliocän genannte Abschnitt des Tertiärs, aus dessen unterster Abteilung bislang Eolithe fehlen. Dann aber treten unter den Feuersteinen der Kreide-Plateaus von Kent in Eng­land aus dem mittleren Pliocän (glaciaire pliocene bei Ru tot) von Neuem Eolithe auf.

Das obere Pliocän zeigt uns bislang zwei eolithische Horizonte den von Saint-Prest in Frankreich und die in der Wissenschaft von Chartes im Tal der Eure schon seit vielen Jahren (vgl. u. A. Sir Charles Lyell:Das Alter des Menschengeschlechts, 1867, Ka­pitel: Crorner Wälder Schicht und die Arbeiten von Sir J. Prestwich) bekannten Forest Crom er Beds an der Küste von Norfolk. Es sind Silex zum Schlagen, Kratzen, Schaben und Bohren. Dabei kommen u. A. bearbeitete Knochen von Elephas meridionalis vor, einer mehr süd­lichen in unserer Heimat fehlenden Elefantenart.

Hiermit verlassen wir das Tertiär und treten in das durch die Vergletscherung ausgezeichnete Quaternär (Pleistocän) ein.

Ich habe schon in meiner ersten Mitteilung über die Eolithe am 23. v. M. angegeben, dass gleichwohl die eolithisch bearbeiteten Steine in das Quaternär hineinreichen, dass also solche Katastrophen, die zeit­weilig die Menschheit auf gewaltig ausgedehnten Landstrichen gleichsam fortgewischt und eine Einwanderung völlig verschiedener neuer Menschen­rassen im Gefolge gehabt haben, nicht angenommen zu werden brauchen. Dafür spricht z. B. in Belgien die Kontinuität der Ablagerungen und, wie so­eben gesagt, die Fortdauer der eolithischen Kultur (industries eolithiques nach Rutot). Rutot teilt in seinem tableau chronologique des industries humaines, das mit dem Terrain moderne (Industrie neolitique, In­dustrie du bronze, Industrie du fer, Industries actuelles) abschliesst, das terrain quaternaire geologisch in die L, 2., 3. und 4. Vergletscherung, t