Heft 
(1903) 12
Seite
421
Einzelbild herunterladen

421

13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

dargestellte sehr kräftige Jägersmann, der einem heranspringenden Hirsch den Jagdspiess in die Brust stösst, während unter ihm ein Jagdhund auf das waidwunde Tier hinzuläuft, wirklich Kurfürst Joachim II. ist. Ein geflügelter, mit einem wallenden Tuch ausgestatteter Genius (Putto) berührt die Tafel mit der Jahreszahl 1542, die in Wirklichkeit an einer vierringigen Kette hängt, welche ihrerseits wieder an der strengstilisierten Umrahmung der Platte befestigt ist. Ein Streit also ähnlich wie darüber, ob die Mittelfigur im Dreimännerrelief des Schlosses (Brdb. I. 114) der Fürst sei oder ob dieser überhaupt dort fehle. Jedenfalls ist es keine konventionelle Kamin- oder Ofenplatte, das verbietet schon die bestimmte, zum eigentlichen Texte des Bildes gehörige Jahreszahl 1542, vielmehr eine höchst persönliche vielleicht sogar auf ein bestimmtes Ereignis, mindestens auf die Hirschjagd im Grunewald im allgemeinen, abzielende Darstellung. Hiermit korrespondiert die Unterschrift unter dem Sandsteinrelief über der Eingangspforte des turmartigen Vorbaues:Nach Christi Geburt 1542, unter Regierung des Kaisertums Carls V., hat der Durchlauchtigste Hochgeborene Fürst und Herr Joahim II., Markgraf zu Brandenburg, des heiligen Römischen Reiches Oberfeldhauptmann, dies Haus zu bauen angefangen, und den 7. März den ersten Stein gelegt und zum grünen Wald genannt. (a. a. 0. S. 111.)

Herr Rektor Monke macht mich auf eine Mitteilung bei Bekmann, Hist. Beschr. der Chur und Mark Brandenburg Tlieill Berlin 1751 aufmerksam, worin von einer ähnlichen Darstellung des Kurfürsten auf der Hirschjagd im Cöpenicker Schloss die Rede sei. Herr Otto Monke hat wohl S. 782 im Sinne, wo es heisst, nachdem die Sage von der Tötung des Ileiderenters Bärens durch den Stumpfschwanz-Eber und von Bärenskirchhof bei Joachimstal in der Mark erzählt:Diesem

ist nicht ungleich, was der Hr. von Seidel in einem hinterlassenen Manuskript de prodigiis aufgezeichnet, dass Churfürst Joachim II. in der Heide bei Köpenick, oder wie Haftitius beim jahr 1533 erzehlet, Joachim I. in der Heide bei Liebenwalde, mit einem wilden Keuler in gefalir gerahten, welchem, da er ihn fangen wollen, feuer aus dem Halse gefahren und den Schaft vom fangeisen abgebrannt, der Churfürst aber dadurch ins blosse gestellet, iedoch von seinen Bedienten gerettet worden. Von dieser begebenheit hat man vorgegeben, dass sie in einer tapete auf dem Schlosse zu Köpenik eingewürket und abgebildet stehe. Allein diese tapete stellet kein Schwein, sondern einen geflügelten im wasser stehenden Hirsch, und olinweit auf dem Lande eine kniend betende Person vor, welches der Churfürst sein soll, der 1570 auf dem köpfe eines Hirsches etliche mahl ein crucifix soll wahrgenommen haben, und bald hernach gestorben sei. Der Hirsch soll nach der Zeit sich nicht wieder haben sehen lassen, wie Haftitius meldet. Da auch