422
13. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Haftitius eines sehr grossen Hirsches gedenket hei dem jahr 1570, welcher sich sonderlich bei Köpenik sehen lassen, und nicht habe können geschossen werden: so mag die Vorstellung in der tapete darauf auch wohl gemeinet sein. Das ist aber vollens unerfindlich, wann die von Joh. Melanchthon von dem Markgr. Hugo in dessen vom Reineccio herausgegebenen lebenslauf erzehlete fabel, wie er auf einer jagt sich verirret, und von der ihm erschienenen Jungfrau Maria bekehret worden, hierher in die Köpeniksche Heide, und gar auf die tapete gebracht wird.“
Wo die fragliche Tapete geblieben, vermag ich nicht zu sagen; ist die Darstellung richtig, so handelt es sich um den im eigentlichen Sinne „geweihten“ (geflügelten) Hirsch und um die waidmännische Heiligen- Legende, auf der grunewaldschen Kaminplatte dagegen um eine Jagdszene. Allerdings könnte der geflügelte Putto dieses Reliefs auch auf einen Engel gedeutet werden. Der Hirsch ist nach Psalm 42,2 Sinnbild der heilsbegierigen Seele, häufig auch Wegweiser und Erretter Verirrter. St. Hubertus, Herzogssohn von Aquitanien, am Hofe Königs Pipin von Ileristal lebend, wird häufig auf der Jagd vor dem Hirsch knieend dargestellt, während oben der den Waidmann bekehrende Engel erscheint. Ich bin dieser Meinung nicht, halte die Flügelfigur für eine Putto-Figur des Renaissancestils und den aktuellen Vorgang, das Abfangen des Hirsches, für alles andere als ein religiöses Motiv.
Woher stammt nun die zierliche gusseiserne Tafel und wo ist sie verfertigt worden? — Man pflegt die schön stilisierten gusseisernen Ofen- und Kaminplatten, welche im alten Berlin und Kölln nicht selten gefunden worden sind, mit dem 1530 zu Basel geborenen Gelehrten und Kunstverständigen Leonhard Thurneisser in Verbindung zu bringen, und ich zitiere in dieser Beziehung W. Mila, Berlin (1829), S. 135: „Im Hofe des Lagerhauses, wenn man aus der Klosterstrasse nach der neuen Friedrichsstrasse gehet, führt ein Durchgang links aus dem ersten in den zweiten Hof. In diesem Durchgänge befindet sich an der Wand rechts eine eiserne Platte eingemauert. Sie ist 4 Fuss hoch, 2 Fuss 5 Zoll breit. Die darauf befindlichen Bilder zerfallen in drei Teile. Auf dem obersten stehet der Name und Titel des Kurfürsten Johann Georg. Auf dem mittleren Teile ist das kurfürstliche Wappen. Zu beiden Seiten stehen Sinnbilder. Links der brandenburgische Szepter, rechts die Säule des Staates mit darauf befindlicher Kugel, dem Bilde der Vollkommenheit. Dabei die Jahreszahl 1577. Auf dem untersten grössten Abschnitte sind drei stehende menschliche Figuren. Die links, eine weibliche, hat zu den Füssen einen Ofenherd mit aufsteigendem Weihrauch. Darunter das Wort Spes. Daneben steht ein Genius mit Flügeln, in der Hand eine brennende Fackel der Liebe. Von der Unterschrift ist nur ri zu lesen, vermutlich Caritas. Rechts: Andreas, mit