Heft 
(1903) 12
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13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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dem grossen Kreuze des Glaubens vor der Brust. Vermutlich Fides. Das Ganze scheint ein Weihgeschenk zu sein, ein Huldigungszeichen, wo Glaube, Liebe und Hoffnung dem Kurfürsten opfern. Das Jahr der Anfertigung, 1577, fällt in die Zeit, wo Thurneisser hier eine Eisen- giesserei nebst Schriftgiesserei und anderen Anlagen hatte. Es könnte also wohl sein, dass Thurneisser diese Platte, um dem Kurfürsten seinen Dank zu beweisen, habe giessen lassen. S. Dr. Bellermann, Das graue Kloster. 1824. S. 48-50.

Thurneisser ist erst nach 1570 nach Berlin gekommen, im Jahre der grunewalder Kaminplatte war er 12 Jahre alt; wenn er hiernach keinesfalls Verfertiger derselben seiu kann, so bleibt die Frage, ob der­gleichen Platten 1542 schon in Brandenburg gefertigt wurden oder ob sie von ausserhalb kamen, vorderhand wohl noch eine offene. Ich hoffe darauf zurückkommen zu können, sobald ich das grosse Folio-Werk über die gusseisernen verzierten Kamin- und Ofenplatten veröffentliche, dessen Abbildungen ich in der Brandenburgs bereits vor längerer Zeit vorgelegt habe.

Vielleicht ist die Tafel auf Bestellung im Harz, gegossen worden, wie ja auch die sandsteinenen Ornamentstücke des Jagdschlosses nach Zeichnungen bereits ausserhalb (in Pirna?) angefertigt sein mögen, sodass die hiesigen Steinmetze nur die Anpassung und Nacharbeitung zu besorgen hatten.

XXIa. Gusseiserne Kamin- und Ofen-Zierplatten. Soeben gehen mir unter heutigem Datum noch folgende interessante Mitteilungen unseres Mitgliedes Hofbaurat Kavel zu:Die eiserne Originalplatte

sass im alten Kamin (des Jagdschlosses Grunew r ald) ganz versteckt und kam erst ans Tageslicht, als der Kamin abgebrochen wurde. Sie ist jetzt im Treppenhause eingemauert und ein Abguss in Eisen in dem neuen Kamin angebracht. Letzterer ist in Sandstein hergestellt, auf seinem Dach ein Wappen des Kurfürsten in Relief dargestellt, das Herr Professor Döpler jun. nach einem alten Wappen entworfen hat, welches über dem Portal des Jagdschlosses Grunewald sich befindet. Prof. Döpler bezeichnete dieses alte Wappen als eines der schönsten Renaissance-Wappen in bezug auf heraldische Formen.

Ich hoffe in zirka 14 Tagen Ihnen zwei Photographien von Kamin­platten zu senden, die ich ebenfalls gefunden. Die eine fand ich unter einem alten Herd im Jagdschloss Letzlingen, sie stammt aus der Zeit des Grossen Kurfürsten und ist höchst originell.

Die zweite fand ich im Mauerwerk des Jagdschlosses Königs- Wusterhausen; ] sie trägt den Namenszug Friedrichs III., späteren ersten Königs, ist sehr reizvoll in der Zeichnung. Die Platte war an den Ecken durch Feuer stark mitgenommen; auf Befehl Sr. Majestät ist