Heft 
(1908) 17
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Das alte und neue Potsdam.

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straße 36/37, das nach einem englischen Vorbilde geschallen wurde. Hier erkennt man auch leicht den Zusammenhang zwischen Archi­tektur und Straßen­plan. Die ganze reiche Fassade würde ihre örtliche barocke Wirkung in dem Augenblick verlieren, in dem der Kanal und die schöne, mit Statuen geschmückte Brücke verschwänden; sie würde als ein selbständiges Werk aus dem Zusammenhänge gerissen und mit einer jetzt nicht zu spürenden Wucht die Nachbarhäuser erdrücken. Man muß sich immer vergegenwärtigen, daß alle friderizianischen Bauten im Zusammen­hänge wirken, daß sie immer nur als Teile großer und weiter Straßeu- prospekte gedacht sind und ihre künstlerische Wirkung verlieren, sowie das architektonische Gleichgewicht gestört wird. Zu diesem gehören die Breite und Geradheit der Straßen ebensogut wie die fein abgewogenen Höhenverhältnisse einzelner Häuser.

Das heißt nun keineswegs, diese Verhältnisse überall in gleichem Rhythmus zu suchen; es können wie in der Linden- u. a. Straßen durch ganz andere Proportionen auch ganz andere Stimmungen erzielt werden. Auch ohne ge­schichtliche Ortskenntnis wird man herausfühlen, daß diese Straßen auf einen anderen Ton gestimmt sind, daß sie bereits der Außen­seite der alten Stadt angehören, und daß ein einziges unverhältnis­mäßig hohes Gebäude hier wie eiu Fremdling stehen müßte. Daß übrigens die alten Häuser auch

Abb. 7. Ecke Schwertfeger Straße und Hoherweg (sogen. Acht-Ecke).

Abb. 6. Haus (von Unger erbaut). Breite Straße.