Heft 
(1908) 17
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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Wälder grünten, aus denen nachmals unsere miocäne Briket-Braunkohle sich entwickelt hat. U. M. Herr Dr. Friedrich Solger hatte beim ersten Bekanntwerden der neuen belgischen Funde diese ungefähr auf zwei Millionen Jahre geschätzt, vielleicht werden wir noch weiter in die geologische Vergangenheit mit der Schätzung der Schichten zurück­rücken müssen, in denen sich die urmeuschlichen Artefakte befinden. Denn um Artefakte handelt es sich, wie Sie aus den vorliegenden Ab­bildungen ersehen, von denen meine Tochter Gesa Friedei die Fig. 10, 16, 32, 34a und 34b nacbgezeichnet hat.

Die Funde sind zuerst gemacht von Herrn E. de Munck in einer Sandgrube zu Boncelles linkes Ufer der Ourthe einer- und auf der Gemarkung von Beaufays, rechtes Ourthe-Ufer andrerseits. Der Gehülfe A. Rutots, Herr Henrottin, stellte das Vorkommen der Artefakte unter einem Lager von fossilen Seekoncbylien fest. Sofort begab sich Herr Rutot an Ort und Stelle und konstatierte den Sachverhalt genau, es handelt sich um 2 Sablieren, die eine ist belegen längs der Straße von Tilff nach Boncelles an einemles Gonhir genannten Ort, die zweite, wichtigere, 500 m nordwestlich der ersten Sabli&re 265 bezw. 260 m über der Nordsee und 185 m über dem Niveau der Ourthe. Charakteristisch ist das Auftreten der Seemuschel Cytherea Beyrichi*), die als Leitmuschel u. a. in Deutschland bekannt ist aus oberoligocänen Schichten von Cassel, Bünde in Westfalen und Sternberg in Mecklenburg, sie kommt auch in der Mark Brandenburg vor. Im mittleren und unteren Oligocän fehlt Cytherea Beyrichi. Einzelne Konchylien der belgischen Fundstätten deuten aber bereits aut das mittlere Oligocän und Rutot folgert nunmehr folgendes:

Daher ist die eolithische Industrie, welche man in den Kiesel­lagern an der Basis des oberen oligocänen Randes autrifft, wenigstens von mittlerem oligocänem Alter.

Andere Sablièren existieren noch in dieser Örtlichkeit, die einen in voller Ausbeutung, die andern verlassen. Ich habe deren Durch­schnitt notiert, der nicht merklich von den vorgehenden abweicht, aber die Ausbeutung des Sandes steigt dort nicht hinunter bis zu den Kiesel­lagern der Basis; wir haben dort weder Versteinerungen noch Eolithe angetrotfen.

Wirklich nur widerstrebend hat man sich in diesen letzten Zeiten gezwungen gesehen, die Existenz intelligenter Wesen anzunehmen, welche Werkzeuge anwandten, um die Arbeit der Hände zu verstärken in der Epoche des oberen Miocän.

*) Zu Ehren des verstorbenen berühmten Berliner Palaeontologen Geheimrat Dr. Beyrich benannt.