Heft 
(1908) 17
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3. (2. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Tiere ein, die mit dem von den Bücherdeckeln abgeriebenen Schmutz Einspritzungen erhalten hatten.

Da die Tuberkelbacillen sich in dem feuchten Schmutz alter Leih-Bibliotheksbücher besonders keimfähig erhalten, sind Versuche gemacht worden, solche Bücher mit Formalindämpfen zu sterili­sieren. Leider aber sind die Ergebnisse der mit Formalin ange- stellten Untersuchungen negativer Art gewesen: einmal gelingt es den Dämpfen durchaus nicht, alle schädlichen Bacillen zu ver­nichten und zweitens leiden die Bücher in erheblichem Maße unter der Desinfektion. Dazu kommt noch, daß die Autoritäten für Bakteriologie die widersprechendsten Ansichten darüber haben, ob Bücher Gesunde jemals infizieren und Tuberkulose hervorrufen können.

Wir haben aus diesen Gründen von einer Desinfektion unserer Bücher absehen zu sollen für richtig gehalten.

Um aber den Ergebnissen der angestellten Untersuchungen Rechnung zu tragen, wurde beschlossen, noch öfter als bisher zerlesene und beschmutzte Bücher auszuscheiden und zu vernichten.

Da die Versuche außerdem erwiesen hatten, daß der oft mit angefeuchtetem Finger berührte untere Blattrand die meisten lebenden Tuberkelbacillen in sich barg, brachten wir gleichzeitig mit der in jedes Buch eingeklebten Benutzungsordnung die hygie­nische Warnung an:Die Blätter des Buches wolle der Leser aus gesundheitlichen Rücksichten nicht mit speichelbenetztem Finger um wenden.

Nähere Angaben über die im Institut für Infektionskrankheiten in Berlin angestellten Versuche finden sich in einer Abhandlung von Dr. J. Mitulesen:Beiträge zur Ätiologie der Tuberkulose in der Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Bd. 44. 1903.

Berlin, den 13. Mai 1908.

Kuratorium der Städtischen Bibliotheken.

E. Friedel.

An den Vorstand der Pulverfabrik zu Spandau.

D. Kulturgeschichtliches.

XVII. Herr Hofbaurat Paul Kavel, der uns schon früher Ab­bildungen interessanter gußeiserner Ofenplatten von Königs-Wuster­hausen und Jagdschloß Grunewald zur Verfügung stellte*), hat die große Güte gehabt, uns die Abformungen zweier kürzlich im letzt-

*) Vergl. Brandenburgs XVI. 247.