G. (4. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
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zustellen. In bildlich gekennzeichneten Gruppen wird das Wachstum des städtischen Gemeinwesens dargestellt. Die Bevölkerungszunahme wie -abnahme, die Entfaltung des Schulwesens wie des Handels und anderes wdrd tabellarisch verdeutlicht. In der Mitte sieht man wohl nur vorläufig anfgestellt ein Gesamtmodell des Rudolf Vircliow-Kranken- hauses, im Erker Modelle einiger Gebäude der neuen Irrenheilstätte in Buch.
Raum 22 ist zu einem Teil dem Berliner Humor gewddmet. An den Wänden hängen kolorierte Lithographien scherzhaften Inhalts aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Schadow, Schoppe, Dörbeck und andern Künstlern. Zum andern Teil haben handschriftliche Schätze hier ihren Platz gefunden, indem in der Vitrine eigenhändige Niederschriften von Werken Berliner und märkischer Schriftsteller ausliegen: Novellen von E. T. A. Hoffmann, die Urschriften von Chamissos Peter Schlemihl und anderer. Ferner ein eigenhändiger Brief Leonhard Thurneyssers von Samstag vor dem Sonntag Judica des Jahres 1571, ein Schreiben Christ. D. Rauchs, des Theologen Neander usw. Der hier aufgestellte Ofen ist aus Neuzelle.
Raum 23 veranschaulicht die Druckerkunst in Berlin und der Mark. In der östlichen Vitrine liegen Proben der ersten Werke aus den brandenburgischen Offizinen aus, darunter der überhaupt erste märkische Druck aus Frankfurt a. 0. vom Jahre 1502: eine ins Lateinische übersetzte Predigt Geilers von Kaisersberg und der erste aus unserer Stadt: die Konsistorialordnung vom Jahre 1540, sowie Drucke Leonhard Thurneyssers, die hier im Grauen Kloster in dem letzten Viertel des löten Jahrhunderts hergestellt wurden. Dann bezeichnende Bücher aus dem 17ten und beginnenden 18ten Jahrhundert. Die zweite Vitriue enthält in Berlin gedruckte Bücher: ein Kuriosum von größter Seltenheit, einen fünfjährigen Kalender Thurneyssers für die Zeit von 1575—1580 mit allerhand mystischen Prophezeiungen, ferner solche aus der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts, darunter erste Ausgaben hervorragender Werke. Die kleine Vitrine am Fenster des Erkers zeigt die ältesten Kalender, Almanaclie und Adreßbücher unseres Landes. Auf das erste in Berlin im Jahre 1704 erschienene sei besonders liin- gewiesen.
Wir betreten den Saal 24, der durch die Auslage von Blättern der hervorragendsten Berliner Stecher und Lithographen eine Übersicht über die Entwicklung der graphischen Künste in unserer Stadt von Samuel Biesendorff bis G. Feckert, d. h. von etwa 1700 bis 1850 bietet. Hervorgehoben seien die den Krönungszug von 1701 darstellenden Stiche von Wolffgang in der ersten, die Porträts von Georg Friedrich Schmidt in der zweiten sowie die Radierungen Bernhard Rodes in der dritten