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7. (5. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
liegen. Das eine, das Polzesche, ist schon von seinen Bewohnern verlassen und konnte in allen Einzelheiten besichtigt werden. Wir bringen seinen Grundriß, den unser Mitglied, Herr Architekt Kühnlein, an Ort und Stelle entworfen hat.
Es ist ein Rauchfanghaus, und wir konnten den aufgesetzten Helm über der Küche mit seinem Schornstein durch das Dach hindurch verfolgen. In dem bewohnten, dem Mertenschen, wurden wir in freundlichster Weise von zwei alten Leuten überall herumgeführt. Die Wohnstube enthält einen alten großen, grünen Kachelofen mit einem breiten sog. Lejen-Kachelofen. Die Stubendecke bildet ein sog. „ganzer Winkelboden“, bei dem die Balken zu erkennen sind.
Als wir dann zum Ufer wanderten, um nach Picheiswerder überzusetzen, machte Herr Rektor Monke auf die Stelle aufmerksam, an der am 17. Mai 1807 aus den Fluten der Havel eine kleine Insel, die Pfingstinsel, emportauchte. Durch die Regulierung der Wasserstraße ist der ehemalige Pichelsee verschwunden, und die Insel ist von dem westlichen Ufer aufgenommeu worden. Unser verstorbenes Mitglied W. Pütz* hat eine Beschreibung dieser Stelle nebst Karten gegeben und die wissenschaftlichen Erklärungsversuche aufgeführt.
Nachdem wir uns hatten übersetzen lassen, stiegen wir den untersten Absatz des Picheiswerder in die Höhe und nahmen in der Veranda des Rackwitzschen Restaurants Platz mit der Aussicht auf das westliche Ufer der Havel. Sobald hier der Kaffee eingenommen worden war, hielt Herr Privatdozent Dr. Solger einen Vortrag über die Entstehung der Rinnen in der westlichen Grenze des Teltow-Plateaus. Wir hoffen den interessanten Vortrag als besonderen Aufsatz zum Abdruck zu bringen. Der I. Vorsitzende, Herr Geheimrat Friedei, dankte dem Vortragenden, erinnerte an die vorhergehenden Ausflüge unserer Gesellschaft in den Grunewald und sprach über die vielfachen Bestrebungen zur Erhaltung des Grunewaldes, an denen sich auch unsere Gesellschaft beteiligt habe. Was speziell die Erhaltung des Pichels- werders als Naturrelikt beträfe, so sei noch keine Entscheidung getroffen, und eine solche sei auch nicht vor Fertigstellung der Döberitzer Heerstraße zu erwarten.
Die Wanderung über den Picheiswerder wurde unter der Leitung des Herrn Rackwitz angetreten. Die schönste Stelle des Geländes ist der Steilhang an der Südspitze. Hier umgeben einige hohe Kiefern eine breite Grasfläche, von der aus man einen Blick auf das Wasser der Havel und ihre Ufer hat. Das Ufer hat hier ein so steiles Gehänge, daß man die Böschung nicht übersehen kann, sondern direkt in das Wasser blickt. Gerade vor dem Beschauer liegt die Nordspitze von
* Monatshefte der Brandenburgia, V. Jahrg., Seite 393 ff.