Überreste alter gotischer Schnitzaltäre in den Kirchen des Kreises Oberbarnim. 313
kirche; letzterer war der Magistrat, und zwischen Kloster und Bürgerschaft bestand 1539, als die Reformation auch in Strausberg eingeführt und das Kloster aufgelöst wurde, ein sehr gespanntes und mehr als unfreundliches Verhältnis, das weder zum Geben noch auch nur zum Annehmen von Geschenken die geeignete Unterlage geboten hätte. Nach Sternbecks Angaben „war es den Mönchen früher schon nicht gelungen, den Sinn der Strausberger Bürgerschaft vor aller freieren Religionsansicht zu bewahren, ja, sie waren eigentlich nicht beliebt.“ Dieser selbe Sternbeck vertritt aber gleichzeitig am eifrigsten die Meinung, der Strausberger Altar sei aus der Klosterkirche der Dominikaner. Er beruft sich auf den längst als flüchtigen Arbeiter erkannten Hundertmark, nach dessen Meinung „es fast unzweifelhaft sei“ usw. Dann versucht Sternbeck eine selbständige Beweisführung, indem er auf das Vorhandensein zweier hölzerner Arme hinweist, die, jetzt zwar im Märkischen Museum, früher am Mittelschrein des Strausberger Altars befindlich gewesen sind. Diese hohlen, als Reliquienbehälter gebrauchten Arme sollen einst dem Altar der Dominikanerkirche angehört haben. Nun sind in der Tat zwei Reliquiare in Form hölzerner Arme bei Auflösung des Klosters inventarisiert worden; wovon aber im Inventar kein Sterbenswörtchen steht, das ist — der Altar selbst, und dieser war doch ungleich wertvoller als die Arme, er kann also auf keinen Fall übersehen worden sein. Aber lassen wir Sternbeck weitersprechen: „Als nämlich der Kurfürst die Ein
führung der lutherischen Lehre befohlen, hielt sich der Stadträt nicht nur verpflichtet, die eigene Kirchengemeinschaft umzuformen, sondern er ging auch den Dominikanern — den Schwarzen, wie man sie nannte — zu Leibe. Hier aber setzte man der Aufforderung, von den Gebräuchen abzustehen und die Klostergüter herauszugeben, energischen Widerstand entgegen.“ Darauf wurde der Kurfürst angerufen und „man machte dann kurzen Prozeß mit den Schwarzen. Auf des Rats Befehl öffnete ein Kleinschmied alle Schlösser und Riegel der Klostergebäude und der Städtrat nahm ein Inventar der Liegenschaften und beweglichen Gegenstände auf. Da fand sich denn, daß man viel zu lahge gewartet, ehe man den Schwarzen an den Kragen gegangen: außer den Chorröcken und Kappen fand man nur einige wertvolle Gegenstände vor — das meiste war beiseite geschafft worden.“ Soweit Sternbeck. Für das Wörtchen „einige“ des letzten Satzes kann man getrost „wenige“ setzen, ohne dem Sinn zu nahe zu treten. Unter den Sachen, die beiseite geschafft wurden, hat sich sicherlich auch der Altar befunden, den man vor profanem Gebrauche schützen wollte. „Der Nachlaß des letzten Priors wurde zu den v. Pfuhls nach Gielsdorf gefahren; sollte etwa der Altaraufsatz der