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Oskar Blumberg.
Dominikaner zu den v. Pfuhls nach Wilkendorf gekommen sein?“ so schreibt Herr Pastor Giertz-Petershagen, dem wir schon viele wertvolle Aufschlüsse über einen Teil des Barnim im allgemeinen und das Strausberger Dominikanerkloster im besondern verdanken, an den Verfasser dieser anspruchslosen Zeilen, die in der Hauptsache nur den Zweck haben, das zu zeigen, was an gotischem Schnitzwerk im Oberbarnimer Kreise noch vorhanden ist. Nebenbei sollte allerdings versucht werden, der alten Legende vom Herstammen des Strausberger Flügelaltars aus dem Dominikanerkloster ein Ende zu machen. Herr Pastor Giertz wird das jedenfalls viel wirksamer besorgen; immerhin darf man nach dem vorher Gesagten schon jetzt au der Unhaltbarkeit der von Strausbergs Chronisten aufgestellten Vermutungen und Behauptungen kaum noch zweifeln. Die beiden Armreliquiare beweisen gar nichts; ihrer gab es reichlich viele zu der damaligen Zeit. Auch wenn es wirklich dieselben wären, die einst dem Dominikaneraltar angehört haben, so mögen und werden sie, als beim Transport der schon an und für sich sehr zerbrechlichen Schnitzarbeit hinderlich, von ihren Zapfen abgeuommen, dem wertvollen Altarschrein gegenüber als quantite negligeable behandelt und zurückgelassen worden sein. So waren sie bei Aufnahme des Inventars vorhanden, während der Altar selbst längst fortgeschafft war. Die Frage, ob er nach Wilkendorf übergeführt sei und sich dort heut noch befindet, wäre interessant genug, ihr eine klare, bündige Antwort zu wünschen. Der Mittelschrein des Wilkendorfer Altars zeigt außer der heiligen Anna und der Maria, den Joseph mit Pilgerstab und — Rosenkranz. Wenn auch angeblich die Benediktinermönche schon im 6. Jahrhundert ihre Gebete nach einer derartigen Reihe Kügelchen verrichtet haben sollen, so ist doch der eigentliche Rosenkranz erst durch die Dominikaner im 13. Jahrhundert eingeführt worden. Dieser Umstand erscheint sicherlich recht beachtenswert. — Im nördlichen Flügel oben in der Mitte zwischen Petrus und Matthäus steht eine Christusfigur. Sie fällt durch etwas geringere Größe und plumpere Körperformen auf und ist ein später bewirkter Ersatz einer verloren gegangenen oder unbrauchbar gewordenen Thaddäus-(Lebbäns-)Statuette. Die letztere ist würdig ersetzt, der dem Ganzen zugrunde liegende Gedanke aber etwas gestört. Der Ersatz muß also vorgenommen sein, als ein Verständnis für Flügelaltäre nicht mehr oder noch nicht wieder vorhanden war. Wenn sonst nirgends: in Oberammergau hat man zu allen Zeiten Thaddäusfiguren schnitzen können! Die Darstellung der Apostel im Wilkendorfer Altar ist eine der üblichen: Petrus mit Schlüssel, Matthäus mit Schwert, Jakobus d. J. mit Tuchwalkerstange, Johannes mit Kelch, Thomas mit Lanze, Bartholomäus mit Messer, Andreas mit schrägliegendem Kreuz, Matthias mit Beil, Simon mit Säge, Jakobus d. Ä. mit Buch und Philippus mit Kreuz.