Modifikation von schulischem Arbeitsverhalten bei lernbehinderten Kindern 143
ben hatten, wählten wir dieses Inhaltsgebiet für die Therapie. Die Lernziele
umfaßten hier die visuelle und auditive Identifikation von Wortbildern und
analytische sowie synthetische Übungen. Exemplarisch seien hier nur die
Lernziele für einen Teil der synthetischen Übungen aufgeführt:
— Bilden von Wörtern und Sinnschritten durch Einsetzen fehlender Buchstaben
— Zusammensetzen von Wörtern aus Silben, Einzeibuchstaben und Wortfragmenten
— Auf- und Abbau von Wörtern
— Lesen von Wörtern mit geringfügigen Abänderungen
— Wortaufbau lautähnlicher und lautzeichenähnlicher Wörter durch Änderung des Lautzeichens
— Bilden von neuen Wörtern aus gegebenen durch Auswechseln von Buchstaben
— Wortaufbau durch Ergänzen von Wortfragmenten
— Finden von Reimwortpaaren
— Wortaufbau bekannter Wortbilder aus angebotenen Buchstaben
— Buchstabenfolge von Wörtern speichern und wiedergeben
Jedem Lernziel entsprachen mehrere Aufgaben. Die Vielfalt der Aufgabenvorlagen ermöglichte die Individualisierung der Anforderungen.
Selbständigkeit im Arbeitsablauf bedeutet für das Verhalten der Schüler Lesen, Verstehen und Bearbeiten der Arbeitsbögen und das Überprüfen der Aufgabenlösungen. Überprüfen erfordert seinerseits wiederum Einzelfertigkeiten wie Vergleichen, Identifizieren, Bewerten und Korrigieren. Da zunächst Außenkontrolle für die Ausformung der Einzelfertigkeiten und die Gestaltung ihres Zusammenspiels erforderlich war, wurden Regeln für die störungsfreie Kommunikation zwischen Schülern und Therapeuten bzw. Lehrer formuliert.
Schließlich mußten günstige motivationale Bedingungen für den gesamten Lernprozeß geschaffen werden. Dazu war ein spezielles Verstärkungsprogramm erforderlich. Das Programm war so zu gestalten, daß es ebenfalls von den Schülern selbständig gesteuert werden konnte.
Optimale Gestaltung des Lehrmaterials und Entwicklung selbständigen Arbeitsverhaltens ermöglichen aktive und passive Teilnahme am Unterricht und stellten ihrerseits Zwischenziele bei der Erreichung besserer Schulleistungen unter den Unterrichtsbedingungen dieser Klasse dar.
Das eingangs beschriebene Konzept der Verhaltensverträge schien uns bei der vorliegenden Problemlage am besten geeignet, um die beschriebenen Therapieziele zu erreichen.
Teilnehmer der Untersuchung
Die Klasse umfaßte 16 Schüler, 6 Mädchen und 10 Jungen, die alle in dem der Schule angeschlossenen Heim lebten. 5 Kinder waren körperlich behindert. 6 Kinder wiesen Sprachstörungen auf. Im Durchschnitt waren die Schüler 9;6 Jahre alt. Sie stammten überwiegend aus Unterschichtfamilien. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die demographischen Angaben, Intelligenz und Behinderungen der Schüler.