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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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144 Binder, E., Heimberg, U., Heintz, S., Reiche, S., und Seidenstücker, G.

Der Klassenlehrer war als Grundschullehrer ausgebildet und stand kurz vor dem Beginn eines Aufbaustudiums zum Sonderschullehrer. Er hatte bis­her schon unsystematisch versucht, das Sozialverhalten der Kinder im Sinne der Therapieziele zu verändern. Die Ergebnisse waren jedoch nicht zufriedenstellend. Er war deshalb an der Durchführung eines Therapiepro­gramms sehr interessiert. Wir haben den Therapieplan zusammen mit ihm entworfen. In regelmäßigen Arbeitsbesprechungen von Therapeuten und Lehrer wurden die anfallenden Ergebnisse unter dem Gesichtspunkt der Ziel­setzung bewertet und die nächsten Behandlungsschritte im Detail vorbereitet.

Das Therapieprogramm wurde von den Autoren durchgeführt. Während der Therapie waren abwechselnd zwei Therapeuten in der Klasse anwesend. Ihre Tätigkeit und ihre Zusammenarbeit mit dem Lehrer sind im Therapie­plan festgelegt.

Die begleitende Verhaltensregistrierung wurde von zwei Beobachtern durchgeführt. Es handelte sich dabei um zwei Psychologiestudenten, die vor Beginn der Untersuchung an einer eingehenden Beobachterschulung teilge­nommen hatten.

Diagnostik

Ziele unseres Therapieprogramms waren verbesserte Selbstkontrolle beim Arbeitsverhalten, eine Minderung des Störverhaltens im Unterricht und schließlich eine Steigerung der Schulleistungen. Dementsprechend haben wir diagnostische Mittel zur Erfassung von Änderungen in diesen Zielbereichen eingesetzt. Die angestrebten Verbesserungen der Schulleistungen wurden durch zwei Meßinstrumente erfaßt: einen objektiven Schulleistungstest (SLS) und spezieller durch einen vom Lehrer konstruierten informellen Lern­zieltest(LZT). Zur Erfassung von Veränderungen im Arbeits- und Sozialver­halten verwendeten wir folgende Instrumente: einen Fragebogen zum Lei­stungs- und Sozialverhalten(FLS) und einen Verhaltensbeobachtungsbogen für Schüler(VBBS). Während der FLS die Veränderungen aus dem Blick­winkel des Lehrers wiedergibt, enthält der VBBS die Verhaltensregistrierun­gen unabhängiger Beobachter.

Zur Messung der Schulleistungen schien uns der Schulleistungstest für lernbehinderte Schüler(SLS) von Reinartz(1971) am besten geeignet. Der Test gliedert sich in vier Leistungsstufen mit einer Vorschaltstufe. Er um­faßt die Fächer Rechnen, Lesen und Schreiben. Die hohen Itemtrennschär­fen erlauben eine relativ sichere Zuweisung der Schüler zu entsprechenden Leistungsgruppen. Die Wiederholungsreliabilität beträgt nach 10 Tagen {x=.85. Die Korrelation mit dem Außenkriterium Lehrerurteil liegt bei NK= ‚79.

Zur Diagnostik des. Leistungs- und Sozialverhaltens wurde ein Fragebogen (FLS) von Kemmler(1967) verwendet. Der Bogen enthält 11 Items, nach denen der Lehrer jedes einzelne Kind beurteilt. Die Einschätzung erfolgt anhand einer fünfstufigen Skala.