Zur Gültigkeit der Rosenzweig Picture-Frustration Study 169
als in Schul- und im Rahmen von Leistungssituationen. Die meisten P-F SUntersuchungen wurden unter Leistungsbedingungen durchgeführt.
Neben solchen Fehlern, die sich auf die Anlage der Untersuchungen beziehen und sich zu ungunsten des Gültigkeitsnachweises ausgewirkt haben mögen, sind Mängel des Tests selbst zu berücksichtigen.
Als konzeptspezifischer Mangel der P-F S wird, wie eingangs bereits erwähnt, die Unklarheit darüber angesehen, welche Art der Selbstdarstellung im Einzelfall vorliegt. Die Testautoren vermuteten, daß gerade Kinder naivrealistisch auf die Aufgabe reagieren. Sie schließen aber nicht aus, daß die Bilder unterdrückte Bedürfnisse und selbstkritische Darstellungen provozieren können(Rosenzweig, Fleming u. Rosenzweig 1948, Rosenzweig 1960, 1963).
Für den durch das Manual nahegelegten Interpretationsansatz, daß bei Kindern die Selbstdarstellung realistisch ist, spricht nach Rosenzweig(1960, S. 168) die Beobachtung mit einer Vorform der P-F S. Bei 40 untersuchten Kindern im Alter von 9 bis 11 Jahren wurde das Testergebnis von 3 Lehrern signifikant häufiger als charakteristisch für das jeweilige konkrete Verhalten eines Kindes angesehen.
Die durch den starken Effekt von Verfälschungsinstruktionen nachgewiesene Durchschaubarkeit des Verfahrens(z.B. Mucke 1972, Simons 1967b) läßt auch eine andere Art der Selbstdarstellung als relativ wahrscheinlich erscheinen. Die Instruktion, wie ein„gutes Kind‘ zu antworten, führt zu einer starken Abnahme der Extrapunitivität, insbesondere des Faktors E, und zu einem Anstieg der Impunitivität, z. T. auch der Intropunitivität. Simons (1967b) berichtet auch, daß 11- bis 14jährige im Gespräch erkennen ließen, die P-F S prüfe ihr Verhalten. Er sieht in dieser Beobachtung ein Argument für eine beschönigende Selbstdarstellung. Die bei Delinquenten beobachtete unterdurchschnittliche Extrapunitivität ist ebenfalls als Einstellungseffekt interpretiert worden(Vane 1954, vgl. auch Rosenzweig 1963).
Auch die Iteminhalte sind in Bezug auf die Gültigkeit diskutiert worden. Wilson und Frumkin(1968) kamen aufgrund eines Skalierungsexperimentes, das allerdings mit der Erwachsenenform durchgeführt wurde, zu dem Schluß, daß die dargestellten Frustrationssituationen sowohl hinsichtlich ihrer Thematik als auch hinsichtlich ihrer Intensität nicht als repräsentativer Querschnitt des Alltagslebens angesehen werden können. Nur bei zweien der Bilder gaben die 100 College-Studenten an, sie beschrieben Situationen, in denen sie sich schon einmal befunden hätten. Nur bei 12 Bildern wurde die Situation mehrheitlich als frustrierend aufgefaßt.
Simons(1967a) wies auf den die Antwortvarianz dominierenden Einfluß des Reizmaterials hin: Bei den über 700 sechs- bis elfjährigen Jungen und Mädchen deckten bei 10 Bildern die beiden häufigsten Antworten jeweils mehr als 66% der Gesamtvarianz ab. Simons zog daraus den Schluß, daß dieser starke Reizeinfluß die interindividuelle Variation im Hinblick auf eine „gruppenspezifische Diskriminationsfähigkeit‘“ des Verfahrens zu stark vermindert. Diese Schlußfolgerung hat keine allgemeine Gültigkeit. Sie gilt vor allem, wenn der Reizeinfluß bei allen Items gleichartig ist, d.h. Antwortreaktionen derselben Diagnoseklassen zur Folge hat. Tatsächlich sind bestimmte Antworttypen recht häufig, andere dagegen recht selten(vgl. Rosen