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zweig, Fleming u. Rosenzweig 1948, Habets 1958). So betrug bei der deutschen Eichstichprobe von Duhm u. Hansen der Anteil der extrapunitiven Aggressionsrichtung mit ihren drei Faktoren über 57% aller Signierungen. Der Faktor E wurde allein in über 33% aller Fälle signiert. Der Faktor E war auch die einzige Signierungsmöglichkeit, von der bei allen Bildern Gebrauch gemacht wurde. Einer der übrigen Faktoren trat als Signierung nur bei 12 Bildern auf. Der Vorwurf fehlender Gruppenspezifität von Simons scheint danach nicht ungerechtfertigt zu sein. Er findet eine Stützung durch die im vorangehenden Abschnitt herausgestellte Beobachtung, daß sich bisher nur zwei(unterschiedliche) Reaktionsmuster abzeichnen, die mit Verhaltenskriterien korrelieren. Die unterschiedliche Häufigkeit der Antworttypen ist sicher auch mitverantwortlich für die teilweise fehlende Meßgenauigkeit der Testvariablen.
Unbeachtet bei der Gültigkeitsdiskussion blieb bisher die kinderformspezifische Besonderheit, daß bei den Bildvorlagen manchmal ein Kind, manchmal ein Erwachsener als frustrierende Person(Frustrator) auftritt. Zwischen dieser Art der Reizbedingung und der Art der Probandenäußerungen besteht aber eine charakteristische Wechselwirkung. Bei der deutschen Eichstichprobe lag der durchschnittliche Anteil der extrapunitiven Aggressionsrichtung für die neun Bilder mit einem Kind als Frustrator bei 68%. Für die restlichen Bilder mit einem erwachsenen Frustrator lag der Anteil dieser Aggressionsrichtung bei 51%. Für den Faktor E fällt der Unterschied bei%-Anteilen von 52 bzw. 22 noch deutlicher auf. Bei amerikanischen Kindern fand Spache (1951) ebenfalls erhöhte Extrapunitivität bei Bildern mit kindlichem Frustrator. Bei Bildern mit erwachsenem Frustrator zeigte sich erhöhte Intropunitivität und stärkere Betonung des Bedürfnisses nach Problemlösung®). Sandidge und Friedland(1973, zit. nach Maccoby und Jacklin 1974, S. 238 und 574) beobachteten mit vergleichbaren Bildvorlagen u. a. auch eine Interaktion zwischen dem Geschlecht der dargestellten Person und den verbalen Reaktionen der Probanden. Jungen und Mädchen gaben aggressivere Antworten, wenn die dargestellte Person ein Junge war.
Die Untersuchung von Spielberg und Rutkin(1974) legt nahe, daß die unterschiedlichen Reaktionen in Bezug auf die Art des Frustrators im Test mit realem Verhalten korrespondieren. Die achtjährigen Jungen wurden entweder von Gleichaltrigen oder Erwachsenen bei der Fertigstellung des Puzzles gestört. In der P-F S war abgesehen vom bereits erwähnten Haupteffekt Extrapunitivität häufiger, wenn der Störer ein Gleichaltriger war.
Wenn Kind und Erwachsener unterschiedliche Verhaltensmuster provozieren, so sind auch intraindividuelle Unterschiede hinsichtlich der Neigung, diese Verhaltensmuster zu zeigen, nicht auszuschließen. Die Nichtberücksichtigung dieser situationsspezifischen Unterschiede bei der konventionellen Auswertung der P-F S könnte eine weitere Fehlerquelle bei Gültigkeitsuntersuchungen darstellen.
5) In höherem Lebensalter scheint sich diese Beziehung umzukehren. Rosenzweig und Braun(1970) fanden mit einer speziell für Jugendliche entwickelten Testform bei 16- bis 18jährigen mehr extrapunitive und weniger intropunitive Reaktionen bei Bildern mit erwachsenem gegenüber Bildern mit gleichaltrigem Frustrator.