umher. Das Wasser fängt an, aufzuwallen, läuft hier und da über den Rand, endlich siedet es und kocht eine ganze Stunde lang. Doch kein Teufel schreit aus demselben hervor. Die Männer nehmen den Kessel vom Herde, tragen ihn auf die Diele und stechen mit langen Gabeln in das Wasser: nichts ist zu spüren, nichts zu erlangen.
Da spricht der kluge Mann wieder: „Er muß ganz aufgekocht und zergangen sein. Hm, ich miine, ein Schluck von dieser Brühe müßte einem so etwas Höllenkraft geben. Das wäre doch etwas, so wie Doktor Faust“ — er vollendet nicht, sondern tunkt schon ein Stück Brot in das Wasser und ißt das ‘schnell vollgesogene hastig auf. Im Nu sind die andern auch dabei, der Kessel wird rein ausgewischt und jeder versichert, er spüre schon die höllische Wärme, die ihn gewiß kräftige zu großen Taten. .
Da blickt einer zufällig in die Höhe: O, Graus, oben auf dem Hahnenbalken sitzt der Krebs und sieht sich die Gesellschaft an, als wolle er sie verhöhnen. Er war, ohne daß es jemand bemerkte, aus dem übervollen Kessel geglitten und langsam über die Diele und zur Höhe gekrochen.
In bleichem Entsetzen wollen nun alle fliehen, Doch der Kluge tritt aufs neue ins Mittel. „Ihr seht jetzt deutlich“, spricht er, „daß das der Teufel selber ist. Der allein konnte auf dem Dampf in diese Höhe reiten. Es war töricht, ihn mit Feuer zwingen zu wollen. Das Feuer ist er ja aus seiner Hölle gewöhnt. Wohlan, ins kalte Wasser mit ihm, das wird ihm widerwärtig sein. Dann macht er sich gewiß nicht wieder an uns und unsere Brunnen.“ Sie klopfen nun und schlagen, bis der Krebs zur Diele niederfällt. Dann kreuzen zwei Mann die Forken, stechen unter den Krebs, heben ihn übers Kreuz und schleppen ihn eilenden Laufs zum Rudower See. Dort hinein wird er geschleudert, dieweil die ganze übrige Schar das Paternoster betet, und, ein sicherer Beweis seines bösen Wesens, er fährt nicht vorwärts schreitend wie alle anderen von Gott geschaffenen Tiere, sondern mit dem Schwänze schlagend rückwärts in die Tiefe.
Eine besondere Wirkung von der Teufelsbrühe war an den Ferbitzem nicht zu spüren. Keiner von ihnen vollführte absonderlich große Taten, sie leisteten jeder sein Tagewerk nach wie vor und nährten sich redlich und still. Doch eine Gnade des Himmels ward ihnen von der Zeit ab zuteil: nie wieder trat wirklicher Wassermangel in den Brunnen zu Ferbitz ein, die Sommer mochten noch so heiß und trocken sein, wie nur denkbar. So ist’s ihnen von Segen gewesen, daß sie dem Bösen im Krebskessel eiinen Denkzettel gegeben haben. Freilich, dem Lande ringsum ward ein Schaden daraus. Die Krebse verstanden die Sache anders, sie nahmen es übel, daß einem, der ihre Gestalt hatte, vor Zeiten auf sandiger Höhe so mitgespielt wurde, und wichen weit fort aus unserer ganzen Gegend.
Aber hüte Dich, in Ferbitz über solchen, jedem Märker empfindlichen Mangel zu klagen: die Leute dort würden es sehr übel deuten, wolltest du ihnen verargen, was ihren Vorfahren heilsam erschien!
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