Heft 
(1956) 6
Seite
189
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Dr. PAUL VIERECK

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Als zweite Probe aus den Werken des Perleberger Heimatdichters August Hopfner bringen wir heute eines seiner Gelegenheitsgedichte aus dem Jahre 1862 .

Es mag gleichzeitig eine ausführlichere Beschreibung einer der Wander­stationen sein, die in» diesem Heft erscheinen.

Der Ufergraben

Sie sind dahin, die Mauern, Tore, Zinnen Von Perleberg, die Klöster und Kapellen,

Wer heut noch möcht davon ein Bild gewinnen, Wird oft vergebens seine Fragen stellen.

Eins aber blieb, ich sag es nicht zum Spaße:

Der faule Graben in der Uferstraße.

Die gute Zeit, da von der Elbe Wogen Nach Perleberg, mit Indiens Gut befrachtet, Hinauf die Stepnitz kam manch Schiff gezogen, Die gute Zeit liegt fern uns und umnachtet.

Doch eins aus jenen Tagen wir noch haben:

Ihr rocht ihn alle oft: den Ufergraben.

Auch ist manch wertvoll Pergament erloschen Auf ewge Zeit (und wahrlich ists ein Jammer!) Zu sparen am Papiere wenge Groschen,

Ward einst verklebt es in der Orgelkammer.

Doch ob auf Akten sie nicht Rücksicht nahmen: Der Ufergraben lebt in neuem Rahmen.

Verrauscht längst ist die Welle, die einst munter, Und nächtlich wenigstens hindurchgetrieben.

Im Strom der langen Zeit ging alles unter,

Nur Stänkereien sind geblieben.

O wohnte eine einflußreiche Nase Nur eine Woche in der Uferstraße!

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