Hier lag früher innerhalb des Castrums, also unmittelbar vor dem damaligen Kloster, ein großer, mit Bäumen bepflanzter Garten, in dem das Haus des Bischofs und auch, auf einem kleinen Hügel, die Kapitelsmühle standen.
Eine Urkunde vom Jahre 1373 spricht dagegen von zwei Windmühlen „auf dem Berge vor dem Kloster“. (Riedel III. S. 294). Die Mühlen zusammen nannte man das Havelberger Mühlenwerk, das damals um 1350 vom Rat der Stadt dergestalt zu Lehn genommen wurde, daß dem Domkapitel eine jährliche Abgabe von 20 Pfunden Brandenburgischer Pfennige vom Rathause dafür entrichtet werden mußte, wogegen die Stadt das Mühlenwerk zum Besten des Rathauses verwaltete und nutzte. (Riedel Bd. I, S. 30—33, Bd. III, S. 26/27, 39, 277/278, 293/298).
Als die Stadt aber in Zahlung der Mahlabgabe säumig wurde, kam es zu einem langen Streit, bis zu einer förmlichen Rechtsentscheidung durch den Markgrafen im Jahre 1373. Es wurde der Stadt der Besitz der Mühlen aberkannt und dem Kapitel freigestellt, so viel Mühen, als es für sich gut befinde, zu erbauen. Von der Roßmühle, welche das Kapitel innerhalb der Stadt besaß, wurde ihm das Eigentum an dem Grundstück zugesprochen, frei von bürgerlichen Abgaben und Diensten, namentlich vom Schosse, von den Nachtwachen und der Wache in den Toren. Zur Sicherheit der Stadt wurde noch beschlossen, daß nur bei Tage Ab- und Zugang zu den Mühlen in der Stadt geduldet werden sollte, während der Nacht aber bei verschlossenen Toren auch mit Kähnen von der Mühle aus kein Ausgang aus der Stadt stattfinden dürfe. Dabei wurde den Bürgern der Stadt sowie den Einwohnern unter dem Berge die Vergünstigung zuteil, daß sie in diesen Mühlen zuerst mahlen, nämlich vor fremden Mahlgästen mit ihrem Mahlgute befördert werden sollten.
Übrigens währte der Havelberger Mühlenstreit mit Unterbrechungen von 1354 bis 1581. (Riedel).
Die vorstehend bereits erwähnte Roßmühle auf der Stadtinsel war einstmals für die nahe und weite Umgebung von großer Bedeutung, denn bei Windstille, oder wenn die anderen Mühlen versagten, war man auf sie, die viel Verkehr heranzog, angewiesen. Reichte die Roßmühle nicht aus, so taten noch die Schiffsmühlen auf dem Stadtgraben oder der Havel und Elbe beim Mühlenholz das ihre. Die Roßmühle befand sich in dem großen, gut erhaltenen alten Fachwerkhause des inzwischen verstorbenen Schmiedemeisters Heins. Pferde brachten durch einen Göpel das Getriebe in Gang. Davon haben die Mühlenstraße und die von der Mühlenstraße zur Havel führende Roßmühlenstege ihre Namen.
Eine Ansicht von Merian aus dem Jahre 1652 läßt eine Windmühle nordöstlich des Domes in der Gegend des Müllertores erkennen, während uns der Stich von Schenk (um 1709) zwei Windmühlen nordwestlich auf dem Camps zeigt. Nach einer alten Karte aus dem Jahre 1816 standen rechts
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