Wie nun dieser Streit ausgegangen ist, verrät uns der Chronist leider nicht. Anscheinend hat die Stadt den angerichteten Schaden aber begleichen müssen.
Im Jahre 1746 wohnten in der Lehmkuhle, damals auch „Leimgrube" genannt, die Töpfer, außerdem befand sich dort noch die Ziegelscheune der Stadt. Übrigens mußten die Einwohner des Sperlingsberges früher u. a. auch den Lehm, der zu des Kapitels Gebäuden verbraucht wurde, aus der Lehmkuhle herbeischaffen.
Zur Zeit der Befreiungskriege war nach langem dunklen Winter ein neuer Frühling auch für die Bewohner der Lehmkuhle gekommen; überall regte sich neues Leben und neues Schaffen.
Bis etwa 1876 hatte der Havelberger mit dem Namen „Lehmkuhle -1 die Vorstellung von einer sehr angenehmen Örtlichkeit, von wohlgepflegtem Garten mit fruchtbeschwerten Obstbäumen, dazwischen die Reste zufällig dahingeratener Statuen, von schöner Kegelbahn, Pavillon und von einer unerschöpflich frisch sprudelnden Bierquelle im großen Tanzsaal, der dem Restaurateur Otto Kirchner gehörte. Später mußte er seine Gebäude an der Lehmkuhle als Kaserne für zwei Kompagnien des damals in Havelberg in Garnison liegenden III. Bataillons Infanterie-Regiments Nr. 24 umbauen. Im Jahre 1877 wurde sie belegt. Da Kirchner für die dauernde Instandhaltung nicht auf kommen konnte, übernahm die Stadt am 1. Juli 1877 die Kaserne in eigene Verwaltung; den Garten verpachtete Kirchner, da er ja Besitzer der Kaserne blieb, zur Benutzung als Exerzierplatz an den Militär- flskus.
Die Wellenschläge einer neuen Zeit haben auch clie Lehmkuhle berührt. Ihre alten Bewohner sind ins Grab gestiegen, ein neues Geschlecht aber steuert in den Strom einer anderen Zeit.
((Hellen-Nach weis
Dr. R. Aue: Die Besonnenheit des Kapitels verhindert einen Krieg mit der Stadt. <Aus dem alten Havelberg. 1936).
Erich Marks: Flurnamen im Havelberger Gemeindebezirk. (Prignltzer Volksbücher Nr. 68/69).
Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. 184«.
Altred Zoeliner: Chronik der Stadt Havelberg. 1893/94.
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