Heft 
(1957) 5
Seite
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So zahm sie wurden, so bewahrten sie doch stets eine gewisse Selbständig­keit, selbst wenn man ihnen Freiflug im Zimmer gestattete. Die Vogelstube oder der geräumige Gesellschaftskäflg sollte stets außer mit Sitzstangen auch mit natürlichen Zweigen reich ausgestattet esin, damit die Meisen ihre lustigen Kletterkünste üben können.

Sehr gut ist es, wenn die Rückwand der Vogelstube oder des Käfigs mit natürlicher Baumrinde versehen ist. Einige Schlafkistchen dürfen nicht fehlen, ebenso ist ein großes Badehaus für diese leidenschaftlichen Wasser- freunde ein unbedingtes Bedürfnis. Alle Meisen beanspruchen eine sinn­gemäße Doppelfütterung, wenn sie dauernd bei guter Gesundheit und voller Munterkeit bleiben sollen. Will man sie auch im Sommer halten, so gebe man nur Weichfutter und Mehlwürmer, im Winter jedoch außer diesem auch Körnerfutter und zwar für die großen Arten hauptsächlich Hanf, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, für die Sumpfmeise auch Erlen- samen.

Wenn ich nun noch zum Abschluß meiner Ausführungen etwas über den Schutz und die Ansiedlung unserer Meisen sagen möchte, so tue ich es, weil es ja bekannt ist, daß morsche und hohle Bäume aus unserer Land­schaft mehr und mehr verschwinden und daher an natürlichen Nisthöhlen für unsere Höhlenbrüter, zu denen ja insbesondere unsere angeführten Meisenarten mit Ausnahme der Schwanzmeise, Bart- und Beutelmeise ge­hören, ein großer Mangel herrscht. Deshalb sollten jeder Vogelfreund und besonders die Gartenbesitzer und Stadtverwaltungen, die über größere Parkanlagen verfügen, Nistkästen für unsere Meisen aufhängen. Sie sind leicht anzufertigen und sollten für Kohlmeisen ein Flugloch von 32 mm, für Blau- und Sumpfmeisen ein solches von 28 bis 29 mm aufweisen. Alle Meisenarten lieben eine niedrige Anbringung der Nistkästen, sie sollten in drei bis fünf Meter Höhe an Bäumen angebracht werden.

Die Erhaltung unserer Meisenbestände trägt wesentlich dazu bei, unsere Beeren- und Kernobsternte ertragreicher zu gestalten.

Gerade unserer Jugend möchte ich bei dieser Gelegenheit mahnende Worte sagen:Schießt nicht mit euren Gummischleudern in den Parkanlagen auf vermeintliche Spatzen, denn meistens fallen euch dabei die so eifrigen Insektenvertilger, wie es die Meisen, Kleiber, Baumläufer, Rotkehlchen und Fliegenschnäpper sind, zum Opfer. Deshalb hinweg mit den Katapul­ten zum Schutze unserer arg bedrängten Vogelwelt. Bedenkt dabei, daß ihr auch die Vögel ängstigt oder verjagt, die ihr nicht trefft!

Wie arm wären unsere Städte und Dörfer und ihre Umgebung ohne das lustige Meisenvolk.

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