Heft 
(1957) 6
Seite
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KURT KUHN, SIEVERSDORF

93om billigen 3Boljnung$bau in ^o^enofen im 3n^re 1800

Im Jahre 1800 brannten in Hohenofen, in dem noch die Silberschmelze für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. arbeitete, zehn Häuser und die Kirche nieder. Die Not war groß, und der ,,leutselige König ließ Taler rollen für den Neubau der Kirche. Nach seinem Willen sollte eine große Kirche entstehen, um den Arbeitern ein Obdach für den Gottesdienst zu schenken.

Dieser Aufbauplan gefiel jedoch den Arbeitern nicht, die bei fremden Leuten beengt in einer Stube hausen mußten. Doch was halfen ihre Reden und Bitten!

Große Materialhaufen häuften sich vor der Baustelle. Jeden Abend konnten

die Dorfbewohner auf große Stapel schauen. Doch am Morgen?-

Die Kirche stand, aber auch die Wohnhäuser der Arbeiter standen. Billig war das Material für den Aufbau der Arbeiterhäuser. Ohne es zu wissen, hatte es der König bereitgestellt.

Im Sommer besuchte der König seine Silberschmelze, und beim Anblick der neuen Kirche rief er erstaunt aus:Ist das die Kirche, die mich soviel Geld gekostet hat?

Kommen wir heute an der Hohenofener Kirche vorüber, können wir sein Erstaunen verstehen.

Als Brecht starb, war Trauer in der Welt. Als die Tränen versiegt waren, wußten alle, er ist durch sein Werk unvergänglich. Sein Theater spielt, seine Stücke werden in vielen Ländern aufgeführt. Seine Gedichte gehen von Mund zu Mund. Von Brecht reden Generationen.

Das, was Horst Wessel hieß, bekleckste ein sauberes Papier mit dreckigen Worten und starb. Es wird nicht einmal vermißt.

Herr von Brentano, wenn Sie es wagen, Brecht mit dem da auf eine Stufe zu stellen, so geben Sie sich endgültig Ihren Platz.

ERWIN LADEMANN

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