Dokumente sammelte und die nicht mehr sehr zahlreichen Zeugen des Ereignisses befragte. Dr. Bauer stellte fest, daß das betreffende Aktenstück aus dem Stadtarchiv verschwunden war und im Landesarchiv die Akten als unwichtig vernichtet worden waren. Im Kirchenbuch ist dagegen noch heute die Eintragung zu lesen, daß die Toten wegen Verbindung mit dem Feinde, das heißt also mit ihren eigenen Landsleuten, getötet worden seien. Bald nach der Hinrichtung kamen die Franzosen wieder und brachten ein anderes Urteil, weil das erste angeblich zu viele orthographische Fehler enthalte. Da hiervon aber bereits Abschriften gefertigt waren, konnte Dr. Bauer beide Urteile später veröffentlichen. Die Ausführung des Befehles muß wohl in Berlin bei den höheren Kommandostellen der französischen Armee erhebliches Mißfallen erregt haben, der Präsident des Sondergerichts, Le Preux, mußte das erpreßte Geschenk von 600 Talern zurückzahlen und soll sehr bald nach dieser Gerichtsverhandlung plötzlich verstorben sein.
1846 erschien ein Büchlein, in dem Dr. Bauer das zusammengetragene Material veröffentlichte. In wenigen Exemplaren ist das Heft noch heute vorhanden und diente allen späteren Veröffentlichungen als Quelle. Durch den Verkauf der Hefte und eine öffentliche Sammlung wurden damals 1500 Taler aufgebracht, die zur Errichtung eines Denkmals ausreichten.
Am 7. April dieses Jahres versammelten sich einige Hundert Bürger an diesem Gedenkstein zu einer Feier. Die Räte des Kreises und der Stadt, die VdgB und der Kulturbund legten Kränze nieder und der stellvertretende Bürgermeister schilderte in einer Ansprache die damaligen Ereignisse und wies darauf hin, daß uns alle heute viel grausamere Waffen bedrohen, die fremde Machthaber unsern westdeutschen Brüdern in die Hände zwingen.
„Ach, es waren Deutsche, welche den französischen Befehl zur Ermordung der Kyritzer Schlachtopfer vollzogen“, so schrieb Dr. Bauer 1845 und knüpfte an diese Worte den Wunsch, daß Deutschland endlich eine Einheit werden möge, denn nur dann könne solcher Brudermord verhindert werden. Wie wahr ist dieses Wort noch heute.
Das diesjährige Bassewitzfest, das wegen der Wahlvorbereitungen nicht im Juni, sondern erst Anfang September stattfinden wird, soll dem Gedenken an Schulze und Kersten gewidmet sein, die Festplakette wird ihre Namen tragen. Mir wurde der ehrenvolle Auftrag zuteil, ein Heimatspiel zu schreiben, das diese Ereignisse aus der Geschichte der Stadt Kyritz schildert. Das Spiel trägt den Titel: „Saat des Sturmes“, denn auch mit dieser Gewalttat säte Napoleon einen Wind und erntete 1813 den Sturm, der ihn hinwegfegte. Das Spiel wird unter der Regie von Walter Timm bereits einstudiert. Tausende aus allen Teilen unseres Vaterlandes werden es sehen, und allen soll das Spiel zum Bewußtsein bringen, welche Gefahren ein Krieg für jeden, aber auch für jeden von uns mit sich bringt.
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