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WILLI WESTERMANN, CUMLOSEN
beimaikundticlyer 'T)eicl>6pa<ziergang von CumLotSen nad} Oflüggendorf
Wir befinden uns heute am alten Brack. Wir stehen auf dem Deich und haben links hinter dem Brack das alte Rauchhaus des Fischers Karl Herr. Davor soll einmal der Roland gestanden haben. Damit ist es auch so’n Ding, aber davon werde ich später einmal erzählen. Rechts von uns führt der Weg vom Elbdeich zum Schwarzholz an der Elbe.
Heute ist ein besonders schöner Tag. Die Sonne meint es gut. Nur ein zartes Lüftchen weht von der Elbe her. Die Pappeln plappern einmal ganz leise. Der Kiebitz macht nur wenig Spektakel. Uber der Elbe kreist der Rote Milan, der seinen Horst in der Garbe hat. Mehrere Schiffe, die am Elbhaken vor Anker liegen, leuchten mit ihrem schmucken, sauberen Anstrich zu uns herüber. Am Elbdeich und auf den Elbwiesen blühen in verschwenderischer Pracht die Margeriten und die Glockenblumen. Aus dem Seebusch hört man unermüdlich den Drosselrohrsänger karre-karre-kiet- kiet rufen.
Um 1700 befand sich an dieser Stelle weder eine Erhöhung noch ein Deich, wie es denn zu dieser Zeit auf dem Cumlosener Felde, vom Dorfe nach der Müggendorfer Grenze überhaupt keinen Deich gab. Das Elbwasser trat hier ein und aus, je nachdem es in der Elbe wuchs und fiel. Müggendorf und Wentdorf hatten sich einen Achterdeich zur Abwehr des zu stark einströmenden Wassers gebaut. Diese beiden Ortschaften errichteten den sogenannten Cumlosener Mäschendeich, der Cumlosen großen Schaden zufügte, und als im Jahre 1786 die Silgen-Separation beendet und unser Dorf um 300 Morgen verkürzt wurde, war Cumlosen ein wundes Dorf. Was unsere Bewohner trotz Hand- und Spanndiensten, trotz hoher Abgaben an den Grundherrn geleistet haben, werde ich an anderer Stelle berichten.
Bei Hochwasser wurde der Deich auf dem Wittenberger Felde sofort mehrere Male durchbrochen, und das hier eindringende Wasser, gelenkt von dem Wentdorfer Achterdeich, stürzte dann dem Dorfe Cumlosen zu. Es bahnte sich hier durch Brechung des Deiches hinter dem Dorfe wieder einen Weg in das Elbbett, wodurch jedes Mal Häuser und ganze Hofstellen weggerissen und zu undeichbaren Löchern ausgehöhlt wurden. Diese Bracks
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