Heft 
(1925) 1
Seite
6
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Sie trug einen Deckel, der mit senkrechten Reifen verziert war. Nur wenige Scherben sind davon erhalten.

Das erste Beigefäß (Abb. 1 im Text) besteht aus ledergelbem Ton, hat rund­lichen Umbruch und scharf abgesetzten, nach außen umliegenden Rand. An dessen Ansatz befindet sich ein abgerundet dreieckiger Oesenhenkel. Der Boden ist rund­lich und leicht eingedellt. Höhe 9,6 Zentimeter.

Das zweite Beigefäß (Abb. 2 im Text) ist tassensörinig. Es hat einen Oesenhenkel und nach außen nmgelegten Rand. Höhe 8 Zentimeter.

Grab 6. Die Urne ist zerstört. Nur zwei Beigefäße sind erhalten. (Abb. 6 auf der Tafel.)

Das erste (Abb. 5, das zweite von links) ist künstlich gerauht und mit senk­rechten, mit den Fingern hervorgebrachten Strichen versehen. Der Hals ist leicht eingezogen, der Rand biegt nach außen um, der Henkel ist abgebrochen. Höhe 13 Zentimeter.

Das zweite (Abb. 6 das erste von links) ist eine Tasse mit abgesetztem Rand und bandförmigem Henkel, der oben ans dem Rande zwei kleine warzen­förmige Erhebungen trägt. Der rundliche Boden ist eingedellt. Höhe 8 Zenti­meter. Die Tasse enthielt Knochen.

Grab 7. Die Urne hatte die Form wie die in Grab 1. Sie ist nur noch zur Hälfte erhalten, der Rand fehlt. Erhaltene Höhe 28 Zentimeter.

Der Charakter dieser sieben Gräber ist einheitlich. Sie gehören der Bronze­zeit an, wie aus den Formen der Gefäße zu ersehen ist. Beigefäße wie das aus Grab 4 (Abb. 6), die beiden aus Grab 6 (Abb. 1 und 2), Beigefäß 2 aus Grab 3 (Abb. 7) und Beigefäß 2 aus Grab 9 (Abb. 6) sind charakteristische Bronzezeitformen. Sie sind auch sonst häufig in der Prignitz und anderen nord­deutschen Landschaften gefunden und treten nur in Gräbern ans, die durch die Beigaben als bronzezeitlich gekennzeichnet sind. Auch in dem bronzezeitlichen Urnenfriedhof von Wilmersdorf, der von Paul Quente ansgegraben ist, sind sie sämtlich vertreten.

Ebenso wie die Wilmersdorfer Gräber sind die von Zernitz Urnengräber. Die Knochenreste der verbrannten Toten sind in der Urne beigesetzt. Die Sitte der Leichenverbrennung hat sich in Norddeutschland in der mittleren Bronzezeit durchgesetzt, nachdem in der älteren Bronzezeit der Tote nnverbrannt bestattet war. So gehören die Zernitzer Funde in die zweite Hälfte der Bronzezeit.

Außer den Beigefäßen und einem kleinem Knochengerät fanden sich keine Beigaben. Diese Erscheinung läßt sich auch bei den andern Urnenfriedhöfen der jüngeren Bronzezeit Norddeutschlands beobachten und ist charakteristisch.

Die Zernitzer Gräber sind Flachgräber und ziemlich tief in den Boden ein­gelassen. Grab 3 stand 1 Meter, Grab 4 1,76 Meter tief. Bei den Gräbern, die von Quente ausgegraben sind, ist Steinpackung beobachtet worden, ebenso wie bei den bronzezeitlichen Urnengräbern auf dem Leipziger Berge bei Heiligen­grabe, die in diesem Jahre untersucht wurden.

So stimmen unsere Gräber in Gefäßformen, in den Grabsitten und der Grabanlage mit den andern Prignitzer Gräbern der entwickelten Bronzezeit überein.

Doch eine Eigentümlichkeit hebt die Zernitzer Gruppe aus diesen heraus. Das ist die Form der großen Graburne. Die Oberfläche dieser hohen Töpfe ist vollständig gerauht, der Hals ist immer eingeschnürt. Sie fanden sich in Grab 1, 2, 3, 4, 6 und 7. Die Urne aus Grab 9 war zerstört, über ihre Form läßt sich nichts mehr ermitteln. Ganz anders sind die Urnen in den sonstigen Bronzezeitgrübern. In dem Friedhof von Wilmersdorf finden sich zwei Hauptformen: ein bauchiges Gefäß mit steilem Hals, der deutlich von der Schulter abgesetzt ist (Abb. 3) und ein doppelkonisches Gefäß nnt scharfem Um­bruch (Abb. 4). Bei dem ersten Typ ist die Außenfläche auch häufig gerauht, jedoch nicht so sorgfältig, wie bei den Zernitzer Gefäßen und nur am unteren Teil des Gefäßes, bei dem zweiten ist die Oberfläche unter dem Umbruch meist mit roh eingeritzten Strichen versehen.