Heft 
(1925) 1
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Nachdem unsere Closter--Orgel ziemlicher Massen wieder repariret und dieselbe zur Probe den 8. Februar 1714 zum ersten mahl wieder öffentlich gerühret wurde, weihete ich dieselbe mit einer Solennen-Orgel-Predigt ein, über den 150. Psalm. Und beschloß diese meine Predigt mit den nachfolgenden Denck-, Danck- und Wunsch-Versen:

Das Closter Heilgen Grab ließ wieder repariren Ihr feines Orgel-Werck, so sehr zerfallen war,

Da man znr Jahr- Zal muß eins, sieben, eins, dreh führen;

Der Herr behüt es nnn für Unglück und Gefahr.

Es stehe dieses Merck an einem Friedensorte;

Und wie es manchen Klang sehr lieblich intonirt,

So gebe Gottes Huld, das bey dem reinen Worte,

Das in der Kirche hallt, der Thon das Sinnbild führt.

Das volle Principal, die scharffe Quinta- dehne

Das Schnarrwerck und Mirtnr, ja was man sonsten nennt

Seh uns von Jahr zu Jahr stets noch einmal so schöne,

Wenn man des Künstlers Hand am rechten Griffe kennt.

Ja wie der scharffe Thon auch durch die Mauern dringet,

Das man von weitem her den süßen Schall vernimmt,

So höre auch der Herr, was die Gemeine singet,

Wenn sie das Lied gedacht, auch scharff und laut anstimmt.

Nur daß kein falscher Wind durch die Register- sause,

Sodann hat schon der Herr das Ohr darzu geneigt,

So hört Er, was der Mensch begehrt in seinem Hause;

Denn jammernd ist sein Hertz, es wird gar bald gebeugt.

Abbildung der Orgel aus der Stiftskirche Heiligeugrube.