Heft 
(1929) 1
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Ein neuer bemerkenswerter Fund in der Prignitz.

Während der jüngeren Steinzeit (die um 2000 v. Chr. zn Ende ging) saßen in Schweden, Dänemark und Nord­deutschland, also auch im Gebiet der Elbe und der Prignitz Stämme, aus denen sich im Beginn der Bronzezeit etwa nur 1B00 v. Chr. herum die Germanen entwickelten. Wir können von dieser Zeit erst von Germanen reden, da die Sprache erst da die Eigentümlichkeiten angenommen hat, durch die sich die germanischen Dialekte von den anderer Sprachen der Jndo- germanen unterscheiden. Man kann diese Tatsache aus dem Wortschatz über die Kulturgegenstände erschließen, es sind dies alles Dinge, die erst um diese Zeit in den Gesichtskreis der damaligen Völker traten. Südlich des Gebietes der späteren Germanen, also südlich der Linie Magdeburg-Berlin hebt sich im 8. Jahrtausend ein besonderes scharf umrissenes Kulturgebiet heraus, das sich in einein breiten Gürtel längs der Saale, nördlich von Halle bis zu den nördlichen Abhängen des Thürin­ger Waldes erstreckt, wie dies unsere Karte (Abb. 2) deutlich zeigt. Es handelt sich um ein ganz geschlossenes Volksgebiet, dem Gebiet der sogenannten sächsisch-thüringischen Kultur, die sich in der Folgezeit auch nach Böhmen verschiebt und durch Mischung mit anderen ini Beginn des 2. Jahrtausends in Böhmen die sogenannte Annjetitzer Kultur herausbildet und von dort aus den gesamten Süden Mittel-Europas, also Böhmen, Mähren, das heutige Oesterreich und Süddentschland erobert. Es sind dies die Urväter der Kelten und Illyrier. DasLeit- sossil" dieser thüringisch-sächsischen Kultur sind die sogenannten facettierten Streitäxte". Diese Streitäxte, die sich durch ihre vielen Kanten charakterisieren, leiten sich von Steinäxten her, deren Typ in Jütland zn Haus ist. Nun wissen wir auch aus anderen Umständen, daß die sächsisch-thüringische Kultur­gruppe, wie man dieses Volk an der Saale bezeichnet, gerade in ihrer Entstehungszeit mit Jütland starke Verbindungen hatte.

Bisher war im Kreise Ostprignitz eine solche Streitaxt zutage gekommen, bei Freyenstein, nunmehr ist eine zweite