Heft 
(1930) 1
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Die Bedeutung des neuen Steinzeitfundes von Kötzlin.

(Siehe Grabungsbericht.)

Ou Lebzeiten Paul Quentes sind außerordentlich wenig Gefäß-

und Scherbenfunde aus der Steinzeit in das Museum Hei­ligengrabe gelangt. Erst in den allerletzten Jahren ist das anders geworden. Wir haben eine ganze Reihe höchst erfreu­liche und bedeutsame Funde erhalten. Das steinzeitliche Scherben- und Gefäß-Material zur Zeit Quentes deutete ganz einheitliche Beziehungen nach der Westküste Jütlands an, der jütländischeu Einzelgrab-Kultur. Erst als das Werk über die archäologische Landesausnahme im Druck war, kamen Funde zu Tage, die nach anderen Richtungen Beziehungen aufzeigten und die dem­gemäß in diesem Buche nicht mehr richtig verwertet werden konnten. So wird der Tatbestand von Matthes (Urgeschichte des Kreises Ostprignitz Seite 13/14) noch ganz nach den früheren Funden beurteilt, und die Bedeutung der jütländischen Einzel- grab-Kultur geschildert, und nur unterStammeskundliche Fragen" auf Seite 29 werden die neuen Funde gestreift. (Tafel 13 zeigt die Gefäße jütländischer Beziehungen, Tafel 16 die neuen Funde der anderen Gruppe). Von diesen Neufunden gehören Wilhelmsgrille und Barenthin zur Kugelslaschengruppe, die KossinnaZ aus dem östlichen Dänemark, von der Insel Seeland ausgehend, herleitet. Er hat ihre Verbreitung karto- graphiert und genau beschrieben.

Durch die vorgebrachten Argumente hat er die Darlegung Sprockhoffs^), der in den Kugelflaschen, auch in deren Ursprung, eine heimische Entwicklung in Brandenburg sieht, erheblich ent­kräftet. Ob wirauchzudieserFrageStellunguehmeuodernicht, eins ist sicher, Wilhelmsgrille und BarenthinZ mit ihren Scherben weisen in die Richtung der unteren Oder, also entgegengesetzt der jütländischen Richtung.

9 Kossinna: Ursprung und Verbreitung der Germanen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, Leipzig. Kabitzsch, 1928, Seite 19ö ff.

Sprockhoff: Die Kulturen der jüngeren Steinzeit in der Mark Brandenburg, Berlin 1926.

3) Lechler: Der Vorgeschichtlicher als Kriminalist. (Fund von Wilhelmsgrillc und Barenthin). Mitteilungen des Heimat- und Museums­vereins Heiligengrabe, 10 Iahrg. 1927, Heft 3/4, Seite 42 ff.