Heft 
(1930) 1
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verteidigten. Daß in Europa in der Steinzeit die Rolle als Maschine bekannt war, zeigt der Bau der großen Steingräber, die wir Hünengräber nennen, deren Entstehung ja noch vor der Erfindung des Wagens fällt, so daß dieser vielleicht aus der Beobachtung der untergelegten Rollen beim Steintrans­port entstanden ist. Ebenso möglich war es, daß die kleinen rotierenden Scheiben aus Ton, die man zum Spinnen ver­wendete, die sogenannten Spinnwirtel, zur Erfindung des Wagens angeregt haben, denn sie waren der gebräuchlichste Gegenstand der Steinzeit und sicherlich sind davon oft 2 oder mehrere auf ein Hölzchen gesteckt worden, so daß sich Achse mit Rädern daraus ergaben und diese Miniaturräder können beim Wagen ihre Nutzanwendung gefunden haben.

Diesem interessanten Vortrage von Herrn Dr. Lechler, der unseren Blick für große Zusammenhänge öffnet, seien ein paar Bemerkungen angefügt, die unserem Sondergebiet gelten. Auch unser Museum besitzt Funde, die auf Benutzung von Pferden in der jüngsten Bronzezeit Hinweisen. In der Kiesgrube von Triglitz wurden vor mehr als 40 Jahren mit anderen Bronze­geräten auch eine Trense aus Bronze und zwei kleine, hohle, mit Oeffnungen versehenen Halbkugeln aus Bronze gefunden, von denen man annimmt, sie seien zum Durchziehen von Riemen am Pferdegeschirr bestimmt. Wir danken den interessanten Fund Fräulein Jaap aus Triglitz. Weitläufiger sind unsere Beziehun­gen zu den Wagendarstellungen. Sie gehen über die Haus­urnen, die in der Prignitz verhältnismäßig häufig gefunden worden sind. Diese Hausurnen nun stehen im Zusammenhang mit der Kultur der sogenannten Gesichtsurnen in Ostdeutschland. Auf diesen Gesichtsurnen aber finden sich häufig Darstellungen von Pferden und Wagen. So erscheinen also auch die Bewohner der Prignitz mit einbezogen in die Gruppe jener Kulturträger, denen Pferd und Wagen ein früher Besitz war.

A. v. A.