Heft 
(1930) 1
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beste Beweis ist durch die gefundenen Wagen selbst gegeben, da diese in Aegypten ausgegrabenen Wagen aus nordischer Esche und Birke, sowie Birkenbast gezimmert waren, ein in­teressanter Beitrag über den Handel zwischen dem Norden Europas und den südlichen Ländern im 2. Jahrtausend v. Ehr.

Gleichalte Wagenfunde, die unserem Wagen von Züschen entsprechen, haben wir, wie eingangs ausgeführt, bisher ja nur in Mesopotamien angetroffen. Die Uebereinstimmung zwischen diesem Wagen besteht nur darin, daß beide Scheibenräder auf­zuweisen und runde Naben haben.

Wir wissen heute, daß das Gebiet um die westliche Ostsee Südschwedens, Dänemarks, Norddeutschlands das Ur­sprungsgebiet der Kultur und Völkergruppe ist, die wir Jndo- germanen nennen. Die Auswanderer von hier haben in der Steinzeit ihre Sprache über ganz Europa und Vorderasien ge­bracht, wobei sie allerdings, da sie in der Minderzahl waren, den Typ der Ureinwohner körperlich wenig veränderten.

Es ist eines der großen Verdienste des Nestors der deutschen Vorgeschichtswiffenschaft Kossinna, diese steinzeitliche Abwanderung aus dem gekennzeichneten Gebiet an den hinterlassenen Funden archäologisch nachgewiesen zu haben. Eine dieser nordischen Auswanderer-Steinzeitgruppen ist die Kragenflaschengruppe, so genannt nach einer charakteristischen Tonflasche, die eine Hals­krause aufweist. Diese läßt sich in westöstlicher Richtung von Dänemark bis nach Rußland hinein verfolgen, hat aber auch Ausstrahlungen und Verbindungen nach dem Westen. Zu diesen gehört auch das Züschener Grab. Der hier dargestellte Wagen ist also ein Besitztum der um die Ostsee seßhaften Kulturgruppe.

So sehr man verwundert sein mag, daß der Wagen als Erfindung so alt ist, so paßt er doch ausgezeichnet in das Kulturbild des 3. Jahrtausends v Ehr. der jüngeren Steinzeit, denn Ackerbau ist vorherrschend. Hirse, Gerste, verschiedene Weizen werden gebaut. In der Obstzucht wird besonders der Apfel gezogen, und die Häuser dieser Bauern sind bereits so weit aus dem Primitiven heraus, daß gemalte Wandkanten im Innern und Teppichbehang an den Wänden zu den Notwendigkeiten des Lebens gehört. Leinwand und Wolle wird an senkrecht stehenden Webstühlen gewebt. Die Feldarbeit beherrscht der vom Rind gezogene Pflug, obwohl das Pferd längst als Haus­und Reittier vorhanden ist.

Zum Schluß sei auf die Entstehung des Wagens einge­gangen, worüber man sich schon ein Jahrhundert lang den Kopf zerbrochen hat. So nahm man vielfach an, der Wagen sei aus der Schleife entstanden, eine Theorie, die besonders Völkerkundler