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In der Nähe von Detmold liegt, unter Denkmalsschutz gestellt, ein riesiges Steinkammergrab aus der Steinzeit. Mächtige, zentnerschwere Platten aus Sandstein bilden seine Wände, die über 10 m lang sind. Die in das Erdreich eingelassene Kammer zeigt in der Ostgiebelwand, Sonnenaufgang zurückgekehrt, ein kreisrundes Loch, das mit einer Bohrmaschinerie gebohrt worden sein mutz. Dieses Loch sollte den Seelen den Aus- und Eingang in den Grabraum gestatten. Für uns eine interessante Beobachtung. Welche Vorstellungen vom Jenseits mögen Wohl unsere Vorfahren gehabt haben? Dieses Grab zeigt an seinen Innenwänden geritzte Zeichnungen und eine jetzt durchgeführte Neuuntersuchung ergab, daß wir es hier mit hochinteressanten Darstellungen der Urform des Wagens zu tun haben. Je 2 Rinder ziehen das zweirädrige Gefährt, dessen Räder aus vollen Scheiben bestehen. Ueber der Achse ist eine Plattform angebracht, vorn bogenförmig abgerundet, unter der nach vorn die lange Deichsel führt. Aus der späteren Bronzezeit, dem 2. Jahrtausend v. Ehr., kennen wir Hunderte von Wagendarstellungen und haben auch direkte Wagenfunde selbst, so daß wir außerordentlich gut Bescheid über den Wagen dieser Zeit wissen. In der Bronzezeit gab es Rennwagen und oft werden vor dreitausend Jahren am Ost- und Nordseestrand Rennen veranstaltet worden sein. Auch vierrädrige Lastwagen gab es. Unser 5000 Jahre alter Steinzeitwagen von Züschen b. Detmold ist die Vorstufe zum späteren bronzezeitlichen Rennwagen. Die abstrakte primitive Art der Darstellung aus der Aufsicht und der kombinierten Seitenansicht erfordert ein Einfühlen. Der Wagenkasten ist von oben gesehen, ebenso die gehörnten Tiere. Die Näder sind von der Seite dargestellt. All die primitiven Felszeichnungen nordischer Herkunft wollen das Wesen, die Konstruktionselemente zeigen. Darum sind auch nur die wichtigen Merkmale Achse, Räder, Deichsel und das gebogene Tragholz des Wagenbogens gezeichnet. Wir müssen uns den Wagen hinten offen vorstellen, vorn und an den Seiten mit einer rund verlaufenden, geflochtenen Brüstung denken, etwa so wie die späteren römischen Rennwagen. Die Räder sind volle Scheiben mit runden Naben, die sich um die Achse drehen. Die ist deswegen interessant, weil die Räder, die wir aus Italien kennen, 4eckige Naben zeigen, bei diesen sich also die Achse mit den Nädern zusammen im Wagengestell drehte. Eine alte Streitfrage ist, ob der Wagen an verschiedenen Orten der Erde unabhängig voneinander erfunden wurde. Zu dieser Frage ist es interessant, daß man in Aegypten Wagen erst aus dem 2. Jahrtausend kennt, ebenso wie das Pferd, beide als Import. Der