Heft 
(1931) 1
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Form vollkommen, wie dies die Pyramide von Sakkarah zeigt, einem Stufenberge gleicht. Erst jüngere Pyramiden, wie die bekannten von Gizeh, sind glatte dreieckige Berge, wobei eine damals schon stark ausgeprägte Symbolik in der Formgebung mitspielt. Das Quadrat, das den Gnndriß der Pyramide darstellt, bedeutetdie Welt", das antike Biergesetz des Lebens, darüber erhebt sich das Dreieck, das die Götter- dreiheit versymbolisiert, die im alten Aegypten herrschte: Osiris der Sonnengott, Iris die göttliche Mutter, Horns der als Neutrum gedachte Sonnengott. An der Spitze den göttlichen Gedanken-Ösiris, an der einen Seite das göttliche Wort-Isis, an der anderen den göttlichen Geist-Horus. Wenn sich die alten Pharaonen in Pyramiden begraben ließen, so wollten sie, da sie ja selbst Berkörpernngen der Götter waren, im symbolisch gestalteten Götterberg zur Ruhe gehen, dadurch gewissermaßen auf die Auferstehung ein besonderes Anrecht bekommend.

Die Idee des Götterberges ist auch weiter nach Indien gekommen. So ist eine allgemeine altindische Vorstellung die des Götterberges Mern, der gleichfalls stufenförmig gebildet ist. Ja, bis ins ferne China sind diese Ideen zu verfolgen, und die Sonnentempel in Peking sind entweder reine Stufen- berge, oder die Stufen sind noch mit einem Götterhansc auf der Spitze gekrönt. Auch im Westen, in Europa, finden wir aus der Steinzeit zahlreiche Stufenberge, die sich besonders in abgelegenen Gegenden, so ans den Hebriden, erhalten haben. Gerade die kultische Bedeutung dieser Stufenberge, der sogenannten Wallbnrgen, ist einwandfrei schon vor Jahrzehnten bewiesen worden, und so darf es nicht wundernehmen, daß wir ganz ausgeprägt auch schon vor 5000 Jahren in Deutschland Gräber fanden, die dartun, daß die Idee des Götterberges bei der Art des Begräbnisses vorgeschwebt hat. Man begrub gern die vornehmen Toten ans der Spitze von Berg- oder Hügel­kuppen oder setzte auf Hügel nochmals einen kleinen Götter­berg auf. Uralt ist das Bestreben des Menschen, sozusagen in ge­weihter Erde zu ruhen, indem dieser symbolisch die Form gegeben wurde, in der man sich die Gottheit schlafend dachte, nämlich dem Götterberg, die gleiche Idee in Europa wie im Orient, in Europa nur nicht so in die Augen fallend wegen der Unschein barkeit der Grabbauten, darum aber nicht minder tief und eindringlich. Daß die Idee des Wohnens im Grab­hügel wirklich vorhanden war, zeigen in Deutschland viele Gräber wie beispielsweise die Grabhügel von Leutingen und Helmsdorf wo mitten im Hügel ein vollkommen viereckig mit Dach versehenes Grabhaus liegt, das zeigt, daß man sich den