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Hettstedt (das erste und letztgenannte sind leider abgetragen). Deshalb lag es nahe, von diesem gigantischen Grab den Eindruck, den 1899 die Grabkaiumer bei ihrer Teffnung gemacht haben muss, wieder lebendig zu gestalten, wenn auch das Grab nicht direkt in der Ostprignitz liegt; es befindet sich ja noch auf westprignitzer Gebiet. Ein Jahr lang wurde von mir und Fräulein von Auerswald darüber debattiert, bis endlich alles reif wurde zur Ausführung. Unser Landrat Egidi, als eifriger Förderer unserer Heimatpslege, sorgte für eine Beteiligung des Kreises an den Herstellungskosten und ebenso gab der Herr Landesdirektor Dr. Swart in Anbetracht der Bedeutung dieses Unternehmens, für die Heimatpflege einen erheblichen Zuschuß. Ihnen sei an dieser Stelle besonders gedankt. Unser Dank gebührt aber auch Herrn Dir. Kiekebusch vom Märkischen Museum, der seinen Techniker, Herrn Lemser, für uns arbeiten lies; und uns gestattete, von sämtlichen Fundstücken des Königsgrabes, die sich ja im märkischen Museum befinden, Abgüsse machen zu lassen. In tagelanger Mühe wurde jeder einzelne Stein der Grabkammer abgeformt, wobei das zum Anrühren des Gipses nötige Wasser kilometerweit herangeschafft werden mußte. Diese Fvnnen wurden im Museum aufgebaut und ans- gegosseu, mit den naturgetreuen Steinfarben bemalt, sodaß also heute der Beschälter eineil völlig „echten" Eindruck vermittelt erhält, so wenigstens, wie sich die Kammerwände hellte zeigen. Ursprünglich waren sie ja mit Lehm verputzt, der unterhalb des Gewölbe-Ansatzes mit roten Verzierungen bemalt war, sollte doch die Grabkammer das Haus des Lebenden nachbilden. Das Grab ist 1899 geöffnet worden und leider sehr unwissen- schastlich behandelt worden; zuletzt hat Dr. Kiekebusch eine zu- saminenfassende Monographie herausgebracht*), in ihr sind alle Fundstücke abgebildet und die vorhandenen Bilder der Ausgrabung veröffentlicht, sodaß es sich hier erübrigt, auf diese Einzelheiten einzugehen. Vou dem Bekannten sei nur nochmals erwähnt, daß die Kammer die Asche dreier Leichen enthält. Die große Bronzeurne mit Standfuß und Deckel enthielt die Reste eilie Mannes im Alter von 30 bis 40 Jahren. Er muß in prächtiger Pelzkleidung verbrannt worden sein, denn in der Asche fanden sich eine ganze Zahl verbrannter Fußknöchelchen vom Marder. Zu ihm gehören auch die meisten der Beigaben. Bon den beiden Urnen aus Ton enthielt die eine die Leichenbrandreste einer Frau von 20—30 Jahreil, die andere die von einer solchen im Alter von höchstens 20 Jahren; daß es sich um die Frauen des Verstorbenen handelt, dürfte wohl zweifellos
*) Albert Kiekebusch: Das Königsgrab von Seddin. Verlag Filser, Augsburg 1928.