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zusammenhängende Eisdecke nach oben abgeschlossen, also in einer Art Röhre, die unten aus Erde, oben aus Eis bestand Nur unter dieser Bedingung ist es nämlich denkbar, daß der Fluß sein Bett an der einen Stelle tiefer eingraben, dann wieder aussteigen und weiter flußabwärts wieder tiefer sich emgraben konnte. In diesen Vertiefungen sammelte sich das Wasser zu Seen, nachdem die Eisdecke verschwunden war. Ein Fluß, der frei an der Oberfläche fließt, kann nicht so auf und ab steigen, er muß ein Tal mit gleichmäßig abwärts gerichtetem Gefälle bilden, in dem der Fluß selbst mit ziemlich gleichbleibender Breite verläuft. Das wird am klarsten, wenn man überlegt, was in einer Seenkette Vorgehen muß, wenn sie von einem stärkeren Fluß durchflossen wird. Der Fluß spült oberhalb des ersten Sees sein Bett etwas aus und trägt die Sinkstoffe talabwärts. Erreicht er den See, dann erlahmt seine Kraft, weil seine Strömung sich nun auf den viel breiteren Querschnitt des Sees verteilt. ' Infolgedessen fallen die bis hierher getragenen Sinkstoffe nieder, an der Einmündung des Flusses in den See bildet sich ein Delta, das den See all- mählig ansfüllt. An der Ausmündung tritt der Fluß wieder in ein enges Bett. Er ist nun frei von Sinkstoffen, daher fähig, neue aufzunehmen. Er nimmt sie aus seinem Flußbett und verlegt dieses dadurch allmählich tiefer. Dadurch wird auch der Spiegel des darüber liegenden Sees gesenkt. Die Aufschüttung am oberen Ende und die Anzapfung am unteren bringt den See allmählich zum Verschwinden. Das Ergebnis ist ein Flußtal mit gleichmäßigem Gefälle, teils durch Aus- nagung höherer Teile, teils durch Zuschüttung tieferer entstanden. Durch die zugeschütteten Teile aber windet sich nun der Fluß mit der gleichen Breite wie an den Stellen der Einschneidung. Wenn der frei fließende Fluß aber selbst Seen, die er vorfindet, zuschüttet, dann kann er nicht neue Seen erzeugen. Die Seenketten können also nicht einfach als Ueber- reste alter Flußläufe aufgefaßt werden, es sei denn, daß diese Flußläufe nach oben hin wasserdicht abgegrenzt waren und also gleichsam in einer Röhre flössen. Dann konnte die Strömung und damit die Fähigkeit, Sinkstoffe mitzureißen, überall die gleiche bleiben, mochte nun das Bett des Flusses stellenweise misteigen oder tiefer eiugeseukt sein. So kam nian zu der Vorstellung, daß die Seeuketten die Reste von Schmelzwasserläufen wären, die unter dem Eise geflossen waren. Bei den Seen von Kprik mußte man in diesem Falle annehmen, daß ein Eisgewölbe von etwa 400 Metern Spannweite über dem Schmelzwasserstrom gelegen hätte. Das hätte sicher ein- stürzen müssen, wenn es nicht durch den Gegendruck des