82 Schriftenschau Otis 26(2019) K öppen , U.& M. G örner (Hrsg. 2018): Vogelwarte Hiddensee. Acht Jahrzehnte Vogelforschung in Deutschland. Eigenverlag, Jena. 288 Seiten. ISBN 978 –3-00 – 060705 –9. 19,50 € . Ostdeutsche Beringer, aber auch viele andere Ornithologen waren und sind der Vogelwarte Hiddensee oder ihrer Beringungszentrale langjährig verbunden. Das vorliegende Buch bietet einen Rückblick auf die Geschichte dieser Einrichtung, ihr Schicksal in wechselhaften Zeiten, auf die verschiedenen Forschungsschwerpunkte und auch auf die Menschen, die mit der Vogelwarte verbunden waren. Die Vogelwarte hat eine bewegte Geschichte hinter sich, von der Gründung in den 1930er Jahren, kriegsbedingter Arbeitspause, personellen Wechseln und damit verbunden neuen Arbeitsschwerpunkten bis hin zu den Turbulenzen der Nachwendezeit. Von Anfang an war die Vogelwarte für die regionale Betreuung der Beringer zuständig, aber erst seit 1964 wurden eigene Ringe ausgegeben. Beschrieben werden die organisatorischen Entwicklungen des Instituts, die personelle Ausstattung und die schwerpunktmäßigen Arbeitsinhalte. Sehr ausführlich werden die Ergebnisse der Populationsuntersuchungen in den 70er und 80er Jahren an Sandregenpfeifern, Zwergseeschwalben und Steinschmätzern zusammengefasst. Ein eigenes Kapitel befasst sich mit der Beringungszentrale, die im Zusammenhang mit der frühzeitigen Digitalisierung bereits in den 80er Jahren von Hiddensee nach Greifswald übersiedelte und seit 1994 auch organisatorisch von der Vogelwarte getrennt ist. Mit Axel Siefke und Ulrich Köppen sind zwei Wissenschaftler Hauptautoren, die die Arbeit der Vogelwarte und der Beringungszentrale selbst über Jahrzehnte hinweg geprägt haben. Die Berichte kommen damit aus erster Hand und mit bestem Insiderwissen. Natürlich sind sie vom eigenen Erleben geprägt und nicht unbedingt eine objektive Analyse von außen. Aber selbst die sehr problematische Wendezeit – am Hauptinstitut wurde das gesamte Personal ausgewechselt, an der Beringungszentrale alle Mitarbeiter vorübergehend entlassen – wird mit einiger Zurückhaltung geschildert. In kurzen Erlebnisberichten kommen weiterhin ehemalige Mitarbeiter zu Wort, aus Brandenburg berichtet Gertfred Sohns als ehemaliger Bezirksberingungsobmann. Ein sehr ausführliches Schriftenverzeichnis mit den Publikationen der Vogelwarte beschließt das Buch. Auch hier sieht man, wie sich die Zeiten geändert haben. Heute wäre es völlig undenkbar, dass ein universitäres Institut vornehmlich in regionalen deutschsprachigen Vogelzeitschriften publiziert. Die hiesigen Ornithologen konnten dadurch gut an den Arbeiten der Vogelwarte teilhaben, aber es dürfte auf Kosten der internationalen Wahrnehmung gegangen sein(auch wenn einzelne Artikel in ausländischen Zeitschriften nicht fehlen). Das Buch ist gut lesbar, ansprechend gestaltet und mit zahlreichen Fotos ausgestattet. Bei älteren ostdeutschen Ornithologen wird es viele Erinnerungen wecken, für andere ist es ein Stück Wissenschaftsgeschichte und stellt dar, welche beeindruckenden Leistungen unter manchmal schwierigen Bedingungen erzielt werden konnten. Wolfgang Mädlow
Heft
(2019) 26
Seite
82
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