Heft 
(2019) 26
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96 Otis 26(2019) Dass junge Steinkäuze ihre Niststätte bereits ver­lassen, bevor sie voll flugfähig sind, ist bekannt und kann ein beachtlicher Mortalitätsfaktor sein. Dieses Verhalten konnte 2017 bestätigt werden, als zwei ca. 25 Tage alte Jungvögel auf einem Baum beobachtet wurden, der ca. 30 m von der Brutröhre entfernt war (Abb. 11). Deshalb sind Versteckmöglichkeiten in di­rekter Nähe des Brutplatzes sehr wichtig. Tab. 3: Auswertung der Wildbruten. Tab. 3: Evaluation of broods in the wild. Entwicklung der Wildbruten Jahr 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Anzahl Brutplätze 1 2 5 6 13 11 15 14 21 Bruterfolg 1 2 2 2 9 5 7 9 13 Anzahl Juv. beringt 2 3 3 5 23 15 21 21 42 BRG 2 1,5 1,5 2,5 2,6 3 3 2,3 3,2 FPFZ 2 1,5 0,6 0,8 1,8 1,4 1,4 1,5 2 Verlustrate% 0 0 60 67 31 55 53 36 38 Legende: BRG= Brutgröße: Anzahl Jungvögel pro erfolgreicher begonnener Brut FPFZ= Fortpflanzungsziffer: Anzahl Jungvögel pro begonnener Brut Verlustrate%: Anteil erfolgloser Bruten 6.4 Dismigration Eine überraschende Zuwanderung wurde 2017 bei der Beringung von 5 Jungvögeln einer Wildbrut festgestellt. Der im Nistkasten festgestellte, bering­te Altvogel ist von der Beringungszentrale als 2013 von einem Züchter bei Meißen, Sachsen(160 km SE des Projektgebietes) beringtes Weibchen identifiziert worden. Eine nicht weniger interessante Entdeckung, wenn auch mit geringerer Entfernung, war ein 2018 in Beelitz/Schönefeld gefundener Steinkauz. Der 2017 beringte Vogel stammt aus dem rund 22 km südwestlich entfernten Mörz(bei Bad Belzig).Ein aus Gröben im nördlichen Projektgebiet im Jahr 2016 als Jungvogel ausgewilderter Steinkauz wurde bei Ragow (Landkreis TF – ca. 40 km SE) an einer Straße aufge­funden und im Wildpark Johannismühle abgegeben. Der Vogel wurde in seine AV zurück gebracht und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit wieder frei­gelassen. Im Oktober 2017 und 2018 wurden rufende Steinkäuze aus Klausdorf am Südufer des Mellensees gemeldet(Landkreis TF rund 25 km SE des Projekt­gebietes). Weitere Meldungen über ab- oder zuge­wanderte Steinkäuze liegen bisher nicht vor. Bei den Kontrollen von Nisthilfen 2018 bei Schlunkendorf und Beelitz/Schönefeld sowie auf einem Foto bei Mietgendorf wurde jeweils ein unbe­ringter Steinkauz festgestellt. Auch bei Stücken wur­de 2019 ein unberingter Vogel fotografiert. Ob diese 4 Vögel zugewandert sind oder Brutplätze außerhalb von Nisthilfen existieren, ist ungeklärt, wobei letzte­res wahrscheinlicher ist. Die Wiederfunde durch Fang mit Ringablesung innerhalb des Projektgebietes belegen einen regen Austausch von Steinkäuzen. Die häufigsten Wieder­funde ergeben sich in der Regel bei den Kontrollen der Nisthilfen und bei der Beringung der Jungvögel von Wildbruten. Deren Anzahl ist mit 52 Ringable­sungen im Feld zwischen 2014 und 2018 jedoch zu gering, um Rückschlüsse zu ziehen oder Trends ab­zuleiten. Im Jahr 2014 wurden die 10 besenderten Stein­käuze nach der Freilassung über einen Zeitraum von 2–77 Tagen geortet. Im folgenden Jahr konnte eine Familie mit vier Vögeln vor der Auswilderung besendert werden. Die Nachsuche mit Handempfän­gern musste nach 35 Tagen beendet werden, da keine Signale mehr empfangen wurden. Repräsentative bzw. für das Projekt nutzbare Erkenntnisse konnten in unserem Fall durch die Te­lemetrie nicht gewonnen werden. Dafür war die An­zahl der besenderten Vögel zu gering. Eine größere