Heft 
(2019) 26
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116 Otis 26(2019) gische Bedingungen, die im Zuge der geplanten Umstrukturierungs- und Renaturierungsmaßnah­men der Panke langfristig vielleicht noch verbessert werden könnten. Insbesondere der Abschnitt Wie­sen-Schönstedtstraße wird wegen seiner zahlreichen Totholzablagerungen in den Randbereichen und vermutlich auch wegen einer beidseitigen Einzäu­nung(dadurch u. a. Optimierung von Ruhezonen) offenbar gerne von Wasseramseln aufgesucht. Die geplante, einseitige Uferaufweitung in diesem Pan­ke-Abschnitt(s. Computeranimation SenGUV 2009) zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur und För­derung des Erholungswertes für Anwohner könnte sich je nach Nutzungsgrad allerdings nachteilig auf die an sich wenig scheue, hier überwinternde Was­seramsel auswirken. Ob die Anbringung künstlicher Nisthilfen unter geeigneten Brücken, die in Sachsen zur Wiederansiedelung von Cinclus c. aquaticus bei­getragen hat, Balz- und Bruttrieb auchhiesiger Wasseramseln(Abb. 6) befördern könnten, wäre vielleicht einen Versuch wert. Tatsächlich haben skandinavische cinclus -Weib­chen vereinzelt schon in ihren Winterquartieren gebrütet(s. Schleswig-Holstein 2019) und dann ein zweites Mal nach ihrem Heimzug( V uorinen 1999). Von einem Brutversuch in einem der seinerzeit für Gebirgsstelzen angebrachten Nistkästen ist allerdings nichts bekannt, vielleicht, weil in diesen Bereichen der Panke das umgebende Habitat teilweise nichtpasst. Festzuhalten ist,dass die Gründe für das schwan­kende Auftreten oder Ausbleiben überwinternder Wasseramseln in Berlin noch ebenso wenig sicher geklärt sind wie in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg. Naheliegend ist, dass diese Unregel­mäßigkeiten auch mit den lokalen Wetterverhält­nissen in den Brutgebieten positiv korrelieren. So führten sehr kalte Winter in den Jahren 1993–1997 verschiedentlich zu gravierenden Bestandseinbrü­chen in der Provinz Vest-Agdar in Südnorwegen ( N ilsson et al. 2011), dem vermutlichen Herkunfts­gebiet derBerliner Wasseramseln. Sie decken sich mit Nullmeldungen in Berlin im selben Zeitraum. Eine Fortsetzung des länderübergreifenden Farbberingungsprogramms ist angestrebt zur Be­antwortung offener Fragen wie: Klimawandel und Überwinterungsverhalten, WRRL und Ansiedelungs­verhalten, Nahrungsökologie und Langzeitentwick­lung des Winterbestandes. In diesem Zusammenhang sind auch zukünftig Farbringablesungen sehr will­kommen. Danksagung M.Albrecht und I. Röhl danke ich für ihre Unterstüt­zung bei der Feldarbeit. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erteilte freundli­cherweise die Beringungsgenehmigung. Literatur B airlein , F., J. D ierschke , V. D ierschke , V. S alewski , O. G eiter , K. H üppop , U. K öppen & W. F iedler (2014): Atlas des Vogel­zugs. Wiebelsheim. B auer , H. G., E. B ezzel & W. F iedler (2014): Das Kompendi­um der Vögel Mitteleuropas.Wiebelsheim. BOA Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (2017): Berliner Beobachtungsbericht 2016. Berl. orni­thol. Ber. 27: 39 –91. C reutz , G.(1995): Die Wasseramsel. Magdeburg. C rowther ,W., L. M agoolagan , P.J. M awby , F.A. W hitehead , Ph.M. W right & St.P. S harp (2018): Winter territoriality and its implications for the breeding ecology of White­throated Dippers Cinclus cinclus . Bird Study 65: 471– 477. E lvers , H., H. B ruch & W. L öschau (1977): Die Nachweise seltener Vogelarten in West-Berlin von 1953 bis 1975. In: Ornithol. Ber. f. Berlin(West) 1: 21– 46. G albraith , H.& SJ T yler (1982): The movements and mor­tality of the Dipper as shown by ringing recoveries. Ring. & Migr. 4: 9 –14. G reen , F.(2012): Zur Revitalisierung der Panke in Berlin – Beurteilung unter ökologischen und soziokulturellen Aspekten. Fakultät für Physik und Geowissenschaften, Universität Leipzig. H egelbach , J.& B. K och (1994): In der Schweiz als Nestling beringte Wasseramsel Cinclus cinclus aquaticus zieht 1055 km weit und brütet in Polen mit C.c. cinclus . Orn. Beob. 91: 295 –299. H eise ,S.(2010,unveröff.): FarbberingungsprojektWasser­amseln in Norddeutschland. Infoschreiben 2009/2010. H ildebrandt ,H.(1920): Brütet die Wasseramsel in Schles­wig-Holstein? Ornithologische Monatszeitschrift 27: 118 –121. J oost , O.(1975): Zur Ökologie der Wasseramsel( Cinclus cinclus ) mit besonderer Berücksichtigung ihrer Ernäh­rung. Bonn. Zool. Monogr. 6: 1–183. K aiser , A.(1985): Zur Verbreitung und Bestandssituation der Wasseramsel( Cinclus c. aquaticus ) in Rheinhes­sen, Rheingau und östlichem Hunsrück. Ökol. Vögel 7: 185 –196. K aiser ,A.(1988): Zur Populationsdynamik der Wasseram­sel( Cinclus cinclus ) in Rheinhessen und angrenzenden Gebieten. Egretta 31:18 –37.