Heft 
(2020) 27
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Otis 27(2020): 1 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen Am 19.1.1991 wurde die ABBO in Potsdam gegründet. Damals trugen sich 83 Mitglieder in die Gründungs­listen ein. Die Ornithologinnen und Ornithologen Brandenburgs fanden sich zusammen, um wieder eine organisatorische Plattform für ihre vielfältigen Aktivitäten zu haben, die die Freude am persönlichen Hobby – der Beobachtung von Vögeln in der freien Natur – mit gemeinnützigen Zielen wie wissenschaftliche Erkenntnis und die Schaffung von Grundlagen für Vogel- und Naturschutz zu verbinden. Etwas Statistik zeigt, welche Kraft ehrenamtliche Tätigkeit entfalten kann, wenn sie sich selbst organi­siert. 29 Jahrestagungen mit 281 Vorträgen wurden durchgeführt, seit Mitte der 1990er Jahre ziemlich konstant mit 150 bis 180 Teilnehmerinnen und Teil­nehmern. In 65 Rundbriefen informierten wir die Mitglieder. Von unserer Zeitschrift Otis erschienen 31 Hefte mit 4 359 Textseiten und 309 Fachartikeln, dazu noch zahlreiche Berichte, Würdigungen und Rezensionen. Die Avifaunistische Kommission be­arbeitete bis 2019 2 447 Meldungen. Die Zahl der jährlich eingehenden Beobachtungsmeldungen liegt nur noch knapp unter 400 000. Von 2009 bis 2018 wurden im Rahmen der internationalen Wasservo­gelzählungen fast 13 Millionen Wasservögel erfasst. Hinter diesen Zahlen steckt viel Fachwissen und vie­le, viele Stunden ehrenamtliches Engagement zahl­reicher Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die Geschichte der ABBO-Gründung und die Aktivitäten der ersten Jahre wurden bereits in Otis 8(2000) beschrieben, ebenso eine kurze Bilanz des zweiten Jahrzehnts in Otis 19(2011). In den ver­gangenen zehn Jahren setzten sich die landesweiten Erfassungen fort: Rotmilan 2011, Bekassine 2013, Haubenlerche 2015, Kiesgruben 2016, Drosselrohr­sänger 2018. Die Ergebnisse der ADEBAR-Kartie­rung in Brandenburg und Berlin wurden 2011 als Sonderheft der Otis veröffentlicht. Die ABBO half fi­nanziell bei der Herausgabe mehrerer Publikationen und war an der Erarbeitung der Roten Liste 2019 be­teiligt. Zwei Arbeitsgruppen(Wiesenweihenschutz und Kranich) schlossen sich der ABBO an. Die durch das Eingabeportal ornitho ab 2011 anwachsende Flut von Beobachtungsmeldungen setzte Aktivitäten zu ihrer Verarbeitung und Auswertung in Gang. Es wurden Fortbildungen und Seminare angeboten. Die ABBO-Bibliothek wurde 2016 dem Naturkundemu­seum Potsdam übergeben, wo seitdem eine wichtige ornithologische Regionalbibliothek entsteht. Die Inhalte der Otis werden jetzt sowohl von der Universitätsbibliothek Potsdam als auch vom österreichischen Portal www.zobodat.at vollständig online angeboten. Aber die ABBO steht auch vor Herausforderun­gen. Zwar ist – nach langen Jahren bedenklichen Nachwuchsmangels – das Interesse jüngerer Men­schen an der Vogelbeobachtung wieder deutlich gestiegen und es gibt erfreulich viele jüngere Teilneh­merinnen und Teilnehmer bei den ABBO-Tagungen. Allerdings scheint die herkömmliche organisierte Vereinsarbeit dem Engagement jüngerer Menschen wenig entgegen zu kommen. Mittelfristig wird sich die Frage stellen, wie die Vereinsarbeit fortgeführt bzw. wie sie verändert werden muss, um zukunfts­fähig zu werden. Der Umgang mit der Datenflut, insbesondere bei der Erstellung der avifaunistischen Jahresberichte, aber auch eine zeitgemäße Präsenta­tion der Daten sind Daueraufgaben, die wir zwar be­gonnen haben, bei denen wir aber noch lange nicht am Ziel sind.Und schließlich mangelt es immer noch daran, Erkenntnisse zum Rückgang von Vögeln und deren Ursachen in tatsächliches Naturschutzhandeln zu übersetzen. Wir haben in der ABBO gemeinsam viel erreicht, und es bleibt viel zu tun.Das Wichtigste dabei ist: Bei allen Aufgaben, die sich uns stellen, wollen wir die Freude am Vogelbeobachten nicht verlieren. Denn die ist Motivation und Antriebskraft für uns alle. Wolfgang Mädlow Vorsitzender der ABBO