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Abb. 10: Bruthöhle( roter Pfeil) des Sperlingskauzes am trockenen Mahlensteich( Waldkomplex Grünhaus, 24.05.2011).
Pygmy Owl breeding nest hole( red arrow) at the dried- up Mahlensteich pond( Grünhaus Forest) Foto: R. Möckel.
DEN 2018) das Innere der Kiefernforste, seltener deren Randzone. So gehen beide wohl dem Waldkauz Strix aluco einem Fressfeind und Konkurrenten- aus dem Weg. Aus diesem Grund fehlen die Kleineulen in der Regel auch in den feuchten Laubmischwäldern im Spreewald. Hier dominiert der Waldkauz.
In der Rochauer Heide lebt diese anpassungsfähige Eule allerdings in einem pessimalen Habitat. Obwohl er auf der Kontrollfläche jährlich in ein bis fünf Revieren angetroffen wurde, gab es in 31 Jahren nie die Bestätigung einer erfolgreichen Brut( MÖCKEL & RADEN 2018). Ähnlich pessimal sind die Verhältnisse für den Waldkauz im Waldkomplex Weiẞhaus. In der Liebenwerdaer Heide, in der Babbener Heide und im Waldkomplex Grünhaus wurde der Sperlingskauz nie in den Althölzern von Traubeneiche und Rotbuche angetroffen. Hier dominiert der Waldkauz, von dem auch erfolgreiche Bruten belegt sind.
Im Süden Brandenburgs endeten vier( 27%) der 15 überwachten Bruten des Sperlingskauzes erfolglos. In zwei Fällen( Rochauer Heide, 2004 und 2008) wurden Rupfungen adulter und juveniler Vögel in
Otis 27( 2020)
Höhlennähe gefunden, so dass auf Prädation durch einen Greifvogel oder einer Eule geschlossen wurde.
In Betracht dafür kommt der Waldkauz, ein nachgewiesener Fressfeind des Sperlingskauzes( SCHERZINGER 1974, MIKKOLA 1976, WIESNER 1987, OLEJNIK 2010). Nach SCHÖNN( 1980) und GEYER( 1993) erbeutet aber selbst der Raufuẞkauz den nur wenig kleineren Sperlingskauz. Als Fressfeinde kommen aber auch Habicht Accipiter gentilis und Sperber Accipiter nisus in Betracht( MIKKOLA 1976, WIESNER& RUDAT 1985).
Der Habicht war auf der Kontrollfläche in der Rochauer Heide in den letzten 30 Jahren konstant mit ein bis zwei Paaren vertreten( MÖCKEL& RADEN 2017). Im Gegensatz dazu unterlag der Brutbestand des Sperbers hier einer starken Veränderung. In den 1990er Jahren war nach K.-D. GIERACH( 1999, ergänzt) die Art ein häufiger Brutvogel( Abb. 11). Im Frühjahr 2020 gab es dagegen nur noch zwei Reviere( Abb. 7). Damit nahm zeitgleich mit dem Rückgang des Sperbers der Sperlingskauz stark zu. Ob es die alleinige Ursache für den neuerlichen Bestandsanstieg der Kleineule ist, muss allerdings offen bleiben( s.u.).
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Diskussion
Mit dem Sperlingskauz bewohnt eine abseits der Hauptvorkommen in den Gebirgen( GEDEON et al. 2014) im nordostdeutschen Tiefland lückig verbreitete Vogelart die Niederlausitz. Die ersten Hinweise liegen ab dem Jahr 1990 vor, Nachweise ab 1994( MöCKEL& ILLIG 1995). Es ist nahezu ausgeschlossen, dass die ab Anfang der 1980er Jahre kontrollierten Waldungen schon zuvor von dieser Kleineule besiedelt waren. Dafür spricht auch, dass dem Erstautor die Art aus dem Westerzgebirge gut bekannt war.
Fehlende historische Nachweise des Sperlingskauzes in Brandenburg( SCHALOW 1919, RUTSCHKE 1983) werden ebenfalls als Hinweis gewertet, dass die Art hier vor ihrer Entdeckung in den 1990er Jahren nicht gebrütet hat. Die dürftigen Angaben in STENGEL ( 1877) reichen als Beleg für sein früheres Vorkommen nicht aus. Auch in der umfangreichen Sammlung von Vogelbälgen Udo Bährmanns( 1893-1979) befindet sich kein Beleg( Eck 1982-1985). Der bekannte Ornithologe lebte die meiste Zeit seines Lebens in Lauchhammer und damit im Untersuchungsgebiet. Er jagte selbst und hatte gute Kontakte zu weiteren Jägern( NEUMANN et al. 2010). Auch die Erwähnung der