Möckel& Raden: Verbreitung und Lebensraum des Sperlingskauzes im Süden Brandenburgs 69 europa an der Nordgrenze ihrer natürlichen Verbreitung. Ursache für die Konkurrenzstärke gegenüber der in den hiesigen Waldkomplexen dominierenden Kiefer war offenbar eine lokal überdurchschnittliche Wasserversorgung sowie das Vermögen der Fichte, sich – im Gegensatz zum Mineralbodenkeimer Kiefer – am Rand der Moore auch auf organischem Boden zu verjüngen. Optimale Fichtenstandorte besitzen im eiszeitlich geprägten Tiefland Anschluss an das Grundwasser( O tto 1996). Im Rahmen einer Studie im Naturpark„Niederlausitzer Heidelandschaft“ (484 km², davon 42 % Wald) wurden 14 rezente Standorte mit autochthonen Fichten gefunden. Deren Ausdehnung schwankte zwischen 7,1 und 210,3 ha. Vier Vorkommen waren klein(bis 10 ha), fünf mittelgroß(zwischen 20 und 50 ha) sowie weitere fünf groß(über 50 ha). Die mittlere Flächengröße aller Standorte betrug 53,7 ha( H anspach & M öckel 2002). Die stichprobenartige Suche nach dem Sperlingskauz in diesen und weiteren lokalen Vorkommen der Lausitzer Tieflandfichte im benachbarten Naturpark „Niederlausitzer Landrücken“(586 km², davon 44 % Wald) war möglicherweise wegen der Kleinflächigkeit der Fichtenbestände erfolglos. Nachweise blieben zunächst auch aus, als im Februar 1987 in der Rochauer Heide eine mehrjährige Studie zum Raufußkauz begonnen wurde( M öckel & R aden 2018). Heute, nach 25 Jahren Beobachtungstätigkeit mit 16 Brutnachweisen ab dem Jahr 1996, wird die Kleineule in der westlichen und östlichen Niederlausitz als seltener,aber regelmäßiger Bewohner der Nadel- und Mischwälder eingestuft. In 15 Fällen wurde die Bruthöhle gefunden. Dazu kommt ein indirekter Brutnachweis im Frühjahr 2003. In diesem Fall wurde am 23.Juli in der Rochauer Heide ein apathisch an einer Pfütze sitzender Sperlingskauz gefunden. Der untergewichtige Jungvogel, ein Weibchen, verstarb wenig später. Äußere Anzeichen von Gewalt waren nicht zu erkennen, der After war verklebt. Die Brut- und Revierfunde belegen eine Besiedlung der größeren Wälder. Dabei werden sowohl trockene, grundwasserferne Hochlagen geringer Bonität als auch moorige Standorte genutzt. Die Höhenlage spielt wohl keine Rolle. Die Art fehlt aber in den Bergbaufolgelandschaften. Diese wurden in weiten Teilen forstwirtschaftlich rekultiviert. Die entstandenen Forste sind aber noch jung(< 40 Jahre) und äußerst monoton. Allen Fundorten gemeinsam ist eine überdurchschnittliche Habitat-Heterogenität. Die Brutplätze befanden sich immer in mehrschichtigen Wäldern, in denen neben der Kiefer Begleitbaumarten(Traubeneiche Quercus petraea ,Hängebirke Betula pendula , Eberesche Sorbus aucuparia ) wuchsen.Die Mischung sorgt verglichen mit einfach strukturierten, konventionell bewirtschafteten Kiefernbeständen für eine höhere Vielfalt ökologischer Nischen. Diese ist Garant für ein ausreichendes Nahrungsangebot(Kleinsäuger, Singvögel) und sichert eine erfolgreiche Jungenaufzucht. In der westlichen Niederlausitz ist außerhalb der strukturreichen Wälder im Besitz des Landes Brandenburg und naturnah wirtschaftender Stiftungen die Habitat-Heterogenität meist gering, so dass sich die Konzentration des Sperlingskauzes auf wenige Bereiche gut erklären lässt. Das lokale Vorkommen der Fichte führt ebenfalls zu einer größeren Habitat-Heterogenität, ist aber für eine Ansiedlung des Sperlingskauzes nicht zwingend. Selbst die Kiefer kann fehlen, wie eine Brut in einem Traubeneichen-Altholz im Frühjahr 2011 zeigt(Abb. 4). Dennoch standen in neun von 15 Fällen(60 %) im Nahbereich der Bruthöhle Fichten. Deren Anzahl war sehr unterschiedlich.Von wenigen Bäumen bis zu einer bestandsprägenden Häufigkeit (Abb. 10) war alles vertreten. In sechs Fällen fehlten Fichten ganz. Die 15 gefundenen Bruten(14 in der westlichen, eine in der östlichen Niederlausitz) fanden in zehn Höhlenbäumen statt. Drei wurden in aufeinanderfolgenden Jahren zweimal, einer dreimal genutzt. In jedem Fall war der Buntspecht Dendrocopos major der Erbauer. Von den zehn Höhlenbäumen waren neun Kiefern(davon eine abgestorben) und einer eine Traubeneiche. Die Bruthöhlen befanden sich zwischen 80 cm und 7,50 m über dem Erdboden. Die Entfernung zum nächstgelegenen Waldrand betrug meist mehrere hundert Meter. Lediglich die erfolgreiche Brut in den Tschischerasche Bergen(Liebenwerdaer Heide) im Frühjahr 2010 erfolgte nur 80 m vom Waldrand entfernt. 4.4 Waldkauz Strix aluco und Sperber Accipiter nisus im Habitat des Sperlingskauzes Der Sperlingskauz besiedelt wie der ebenfalls untersuchte Raufußkauz Aegolius funereus ( M öckel & R a -
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(2020) 27
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