Heft 
(2020) 27
Seite
72
Einzelbild herunterladen

72 Otis 27(2020) Potsdam-Mittelmark) ein frischtotes Weibchen gefunden( S chubert 1997). Im gleichen Jahr, am 23.04.1997, folgte ein singendes Männchen im Forst Ragow(westlich Müllrose, Landkreis Oder­Spree; H aupt et al. 1999). Später kamen Funde in der Lieberoser Heide( D eutschmann & S pitz 2009) und im Hohen Fläming( K olbe 2009, P schorn 2011) hinzu. Im Norden Brandenburgs blieben Brutnach­weise bis heute aus( R yslavy et al. 2011), während im Frühjahr 2011 am Ostufer der Müritz die erste Brut der Art in Mecklenburg-Vorpommern belegt wurde( W eber 2011). In der Niederlausitz, die spätestens seit den 2000er Jahren von der Elbe im Westen bis an die Lausitzer Neiße im Osten vom Sperlingskauz besie­delt ist, nahm die Art nach anfänglich geringer Häu­figkeit in den 2010er Jahren deutlich zu.Im Zeitraum 2016 bis 2020 lag der mittlere jährliche Bestand um Finsterwalde bei fast 18 Revieren. In den kieferndo­minierten Wäldern gibt es damit derzeit im Mittel 0,30 Reviere/1.000 ha Wald. Der in Deutschland ein ähnliches Verbreitungsmuster zeigende Raufußkauz ( G edeon et al. 2014) ist im selben Gebiet mit durch­schnittlich 32 Revieren fast doppelt so häufig( M ö ­ckel & R aden 2018). Bezogen auf die Rochauer Heide, im Untersu­chungsgebiet das Dichtezentrum der Art, wurde im Zeitraum 2016 bis 2020 mit 2,68 Reviere/1.000 ha eine hohe lokale Siedlungsdichte ermittelt. Noch höhere Werte wurden im NSGPinnower Läuche und Tauersche Eichen in der Lieberoser Heide (3,26 Reviere/1.000 ha; D eutschmann & S pitz 2009), im Werdauer Wald(3,0 Reviere/1.000 ha; H ässler & H albauer 2009) und im NationalparkSächsische Schweiz(3,0 Reviere/1.000 ha; A ugst 1994) gefun­den.Die Revierdichte in der Dresdner Heide(1,9 –2,8 Reviere/1.000 ha; K noll & F abian 2009, F abian et al. 2019) und im von Eichenwäldern geprägten Spes­sart lag nur wenig darunter(2,4 Reviere/1.000 ha; H ormann & M enning 1997). Im Südschwarzwald fand P urschke (2009) im Frühjahr 2005 sechs Bruten auf 520 ha Wald.Dies zeigt,dass Sperlingskäuze sehr eng beieinander nisten können. Die großräumige Siedlungsdichte im Süden Brandenburgs(0,30 Reviere/1.000 ha) liegt im Rah­men der im Tiefland Niedersachsens gewonnenen Werte(0,1–1,3 Reviere/1.000 ha Wald; Z ang 2002). Sie ist verglichen mit Angaben aus den mittel­europäischen Mittel- und Hochgebirgen gering, z. B. 1,4 Reviere/1.000 ha in den Ostalpen( S cherzinger 1970), 1,5 – 2,0 Reviere/1.000 ha im Ost- und Mit­telerzgebirge( S chulenburg 1992), 1,5(lokal bis 3,0) Reviere/1.000 ha im Westerzgebirge( M öckel & M ö ­ckel 1980), 2,4 –3,5 Reviere/1.000 ha im Thüringer Schiefergebirge( W iesner et al. 1991), 2,2–3,7 Revie­re/1.000 ha bei Kelheim in Ostbayern( S chmidbauer 1997/98) und sogar 4,2 Reviere/1.000 ha im Bayeri­schen Wald( S cherzinger 1974). Nach S cherzinger (in G lutz von B lotzheim & B au ­er 1980) deckte sich noch vor wenigen Jahrzehnten in Mitteleuropa das Areal des Sperlingskauzes mit dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte. Dieser vom Forstmann weit über sein angestamm­tes Areal in die Wälder Deutschlands eingebrachte Baum( G atter 2004) kann im Waldring um Finster­walde aber nicht der Grund für die erst vor wenigen Jahrzehnten erfolgte Besiedlung sein. Hier werden auch Kiefernforste ohne Fichte, selbst Althölzer der Traubeneiche auf meist armen Standorten besiedelt. Die Habitate ähneln denen in der Lieberoser Heide ( D eutschmann & S pitz 2009), während in der Ober­lausitz( W eis & K rüger 1999, U lbricht & S perling 2010) und in der Lüneburger Heide( Z ang 2002) eher eine Bindung an die Fichte gegeben ist. Nach M öckel & M öckel (1980) sowie A ugst (1994) meidet der Sperlingskauz allerdings größere geschlossene Wälder der Rotbuche Fagus sylvatica . Im Laubwald brütet er aber im Hohen Fläming(Eichenforst mit Buchenunterbau; K olbe 2009), im bayerischen Stei­gerwald(Rotbuchenwälder mit Traubeneiche und Fichtenanteil< 10 %; L ang 1996, S perber 1996), im hessischen Spessart(Eichenwälder; H ormann & M enning 1997) und in den französischen Vogesen (Eichenwälder mit Fichtenunterbau; M uller 2009). Nach G erlach et al.(2019) rechnet man in Deutschland aktuell mit 3.400 bis 6.000 Reviere des Sperlingskauzes. Damit hat er die Häufigkeit des Raufußkauzes erreicht. Die Ursachen der Bestands­zunahme in den Gebirgen und die Arealausweitung in das norddeutsche Tiefland sind noch immer un­verstanden. Die im Untersuchungsgebiet gesammel­ten Fakten können letztlich auch nur Indizien liefern. Dazu zählt die Frage, warum früher der Sper­lingskauz in den Kiefern-Traubeneichen-Mischwäl­dern der Niederlausitz fehlte. Denkbar ist, dass die Art bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auf den hie-