78 Otis 27(2020) 1 Einleitung Die Haubenlerche gehört zu den Vogelarten mit den stärksten Bestandsabnahmen in Deutschland. In der letzten Roten Liste der Brutvögel Deutschlands( G rü neberg et al.2015) ist sie als„vomAussterben bedroht“ eingestuft. Während in Westdeutschland Anfang der 2000er Jahre bereits große Gebiete vollständig von der Art geräumt waren, gab es in Ostdeutschland ein zwar etwas lückiges, aber doch weitgehend flächiges Vorkommen( G edeon et al. 2014). Brandenburg beherbergte zu dieser Zeit rund 31 % des bundesdeutschen Bestandes( R yslavy et al. 2019). Doch auch hier machten sich erhebliche Rückgangstendenzen bereits deutlich bemerkbar. Dies veranlasste die Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen(ABBO), im Jahr 2004 zu einer möglichst großflächigen Bestandserfassung von Haubenlerchen aufzurufen. Es erfolgte eine weitgehend vollständige Kartierung auf rund einem Drittel der Landesfläche. Im Ergebnis wurde der Landesbestand auf 1 500–1 800 Reviere geschätzt ( M ädlow & R udolph 2008). Dies stimmt recht gut mit den Bestandsermittlungen im Rahmen der ADEBAR-Atlaskartierung 2005–2009 überein, als(inklusive Berlin) 1 410 –1 630 Reviere ermittelt wurden ( R yslavy et al 2011). Nachrichten über weitere Rückgänge in den Regionen waren Anlass zu einem erneuten Kartierungsaufruf für die Jahre 2015 und 2016, dessen Ergebnisse hier dargestellt werden. 2 Material und Methode An die Mitglieder der ABBO wurde vor der Brutsaison 2015 ein Anleitungs- und Erfassungsbogen versandt. Die Erfassungsmethodik entsprach weitestgehend der Kartierung von 2004. Es sollten Regionen abgegrenzt werden, die möglichst vollständig erfasst werden. Dazu war es erforderlich, dass bekannte oder vorab ausfindig gemachte potenzielle Bruthabitate(Stallanlagen, Gewerbegebiete, Neubaugebiete, auch großflächige Solaranlagen) vorzugsweise im Zeitraum Mitte März bis Ende April mindestens zwei Mal begangen werden. Da bei dieser Art mit Durchzüglern nicht zu rechnen ist, konnten alle Beobachtungen als Reviere gewertet werden. Außerdem waren die Beobachter aufgefordert, die Vorkommen nach Brutplatztypen zu kategorisieren. Neben diesen systematischen Erfassungen wurden alle bekannt gewordenen Zufallsbeobachtungen ausgewertet. Diese ermöglichen zwar keine flächenbezogene Auswertung, geben aber wichtige Hinweise darauf, welche Gebiete überhaupt noch besiedelt sind. Wesentliche Quelle war das Eingabeportal www.ornitho.de. Sofern hier keine punktgenaue Eingabe erfolgte, wurden die Beobachtungen der wahrscheinlichsten(nächstgelegenen) Ortschaft zugeordnet. Daneben lagen wenige weitere direkt an die ABBO gemeldete oder publizierte Beobachtungsdaten vor. Als Revier gewertet wurden alle Beobachtungen zwischen März und Juni. In wenigen Einzelfällen ergaben Zufallsbeobachtungen höhere Revierzahlen oder zusätzliche besiedelte Orte gegenüber den systematischen Erfassungen im gleichen Gebiet. In diesen Fällen wurde aus Gründen der methodischen Vergleichbarkeit bei den flächenbezogenen Angaben(Tab. 2) das Ergebnis der systematischen Erfassung übernommen, in der Vorkommensliste im Anhang 2 aber die zusätzlichen Zufallsbeobachtungen berücksichtigt. Wie schon 2004 wurde auch um Übermittlung von Fehlmeldungen gebeten, also von Gebieten, in denen trotz erfolgter Kontrollen keine Haubenlerchen festgestellt werden konnten. Bei Fehlmeldungen über www. ornitho.de ist jedoch kaum sicher zu beurteilen, ob diese tatsächlich auf Kontrollen entsprechend der vorgegebenen Erfassungsmethode beruhen. Deshalb wird im Anhang 2 diesmal auf die Angabe von Orten mit Fehlmeldungen verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass geeignete Örtlichkeiten innerhalb systematisch erfasster Gebiete(Tab. 1), die nicht im Anhang 2 aufgeführt sind, ohne Artfeststellungen kontrolliert wurden. Die Auswertung von Lebensraumangaben erfolgte nur für systematisch erfasste Landschaftsräume. Damit wird vermieden, dass die Lebensraumnutzung durch bevorzugt aufgesuchte Standorte im Rahmen von Zufallsbeobachtungen verzerrt dargestellt wird. Außerdem lassen sich die Lebensraumtypen bei Meldungen über www.ornitho.de in vielen Fällen nicht zweifelsfrei zuordnen. Danksagung: Folgende Beobachterinnen und Beobachter nahmen an der Zählung teil oder steuerten Zufallsbeobachtungen bei: A. Abel, H. Alter, J.
Heft
(2020) 27
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78
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